Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat Mitte Juni ein Gutachten veröffentlicht, das den unzureichenden Wohnungsbau beschreibt. Zudem liefert ein Bericht der Stadt Köln Informationen darüber, wie viele Wohnungen derzeit entstehen und wie lange Planverfahren und entsprechende Genehmigungen dauern. Die gelieferten Daten bestätigen einmal mehr, dass in Deutschland und vor allem in Köln zu wenig Wohnungen gebaut werden. Die Handwerkskammer zu Köln sieht daher dringenden Handlungsbedarf.
Das Gutachten des IW zeigt auf, dass zwischen den Jahren 2021 und 2025 der Bau von 372.000 neuen Wohnungen erforderlich gewesen wäre, um den Bedarf zu decken. Bisher, also zwischen 2021 und 2023, würden jedoch lediglich 79 Prozent des Bedarfs abgedeckt. Besonders bitter für Köln: Die Domstadt bildet das Schlusslicht der sieben größten Städte Deutschlands, die besonders von der Wohnungsnot betroffen sind. So seien, laut dem IW von 2020 bis 2023 hier lediglich 37 Prozent der benötigten Wohnungen neu gebaut worden. In konkreten Zahlen ausgedrückt heißt das, dass Köln zwischen 2021 und 2023 laut IW-Bedarfsmodell 7.500 neue Wohnungen pro Jahr gebraucht hätte und demgegenüber jedoch lediglich 2.765 Wohnungen pro Jahr im Durchschnitt fertiggestellt wurden.
Im vor Kurzem vorgelegten Baugenehmigungs- und Wohnungsfertigstellungsbericht 2023 liefert auch die Stadt Köln Zahlen. Laut Bericht wurden im vergangenen Jahr 3.533 Wohnungen fertiggestellt, von denen letztendlich 3.344 auf den Markt kamen. Dabei betrug die Dauer des Bebauungsplanverfahrens im Schnitt 44 Monate. Nimmt man ein besonders zeitaufwendiges Verfahren aus der Berechnung, kommt man immer noch auf eine Dauer von 38 Monaten. Wesentlich weniger Zeit benötigten die Baugenehmigungsverfahren von Wohnungsbauvorhaben. Hier betrug die Dauer im Durchschnitt 199 Tage.
Aufgrund der vom IW sowie der Stadt Köln veröffentlichen Informationen sieht das Handwerk einen dringenden Handlungsbedarf beim Wohnungsbau in Köln. Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, erklärt dazu: „In Köln werden seit Jahren zu wenige neue Wohnungen gebaut, und deren Fertigstellung dauert einfach viel zu lange. Das sind keine neuen Erkenntnisse – die jetzt vorgelegten Zahlen fassen die schwierige Lage aber noch einmal prägnant zusammen. Es ist nicht akzeptabel, dass Köln beim Wohnungsneubau das Schlusslicht unter den größten Städten des Landes ist und dadurch Standortnachteile hat – insbesondere mit Blick auf den Arbeits- und Fachkräftemangel. Bezahlbarer Wohnraum ist für die Attraktivität Kölns als Arbeitsort ein entscheidender Faktor. Die Stadt muss dem Thema Wohnungsbau höchste Priorität einräumen und dafür sorgen, dass Plan- und Bauverfahren schneller und digitaler abgeschlossen werden. Klar ist aber, dass es vor allem an Bund und Ländern ist, die im Wohnungsbaugipfel 2023 beschlossenen Maßnahmen umzusetzen.“
(Monika Eiden)
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 05 / 2024
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