Immobilien

Wenn, dann Miete – Das Eigenheim als Ausnahme für junge Menschen

Das Institut der deutschen Wirtschaft mit Sitz in Köln hat in einer Studie erfasst, dass junge Menschen sich ein Eigenheim schlicht nicht mehr leisten können. Dr. Christian Oberst, Senior Economist für Wohnungspolitik und Immobilienökonomik beim IW, und Kollegen zeigen auf, was die Gründe dafür sind und wie die Politik ihrer Meinung nach gegensteuern könnte.

Eine neue Studie des IW zeigt, dass junge Menschen gegenüber dem Anfang des Jahrtausends seltener im Eigenheim wohnen. In allen westdeutschen Bundesländern gehe der Anteil derjenigen zurück, die ihr Eigentum selbst bewohnen. Im Osten sei er dagegen gestiegen. Die gegenläufige Entwicklung in Ost und West sei zum Teil immer noch auf Nachholeffekte nach der Wiedervereinigung zurückzuführen. Die Zahlen stützen sich auf den in diesem Sommer veröffentlichten Zensus 2022. Junge Menschen würden Flexibilität einem Hauskauf zwar eher vorziehen. Wer möchte, habe dennoch das Nachsehen. Jüngere seien von den stark gestiegenen Immobilienpreisen und Eigenkapitalforderungen besonders betroffen: Die Wohneigentumsquote der unter 50-Jährigen sei zwischen 2011 und 2022 um mehr als vier Prozent auf 30,4 Prozent gesunken. Bei den über 50-Jährigen sei die Wohneigentumsquote dagegen mittlerweile beinahe doppelt so hoch. Laut Dr. Oberst habe dies direkt zur Folge, dass die jungen Leute, die sich kein Eigenheim mehr leisten können, auf die Mietobjekte ausweichen müssten und damit auch durch die Quantität der Mietsuchenden die Mietpreise ansteigen ließen. Sein Appell an die Politik ist, jegliche Optionen zur Senkung der Kaufpreise zu nutzen, so wie die Absenkung der Grunderwerbssteuer, vereinfachte Baustandards statt Bürokratiedschungel oder den Ausbau staatlicher Förderprogramme, denn mehr Wohneigentum würde den Mietmarkt entlasten. Ein Gegenvorschlag ist, mehr bezahlbaren Mietraum zu schaffen.

Regionale Unterschiede

Die Wohneigentumsquote sei regional höchst unterschiedlich. Die Spannweite reiche im Jahr 2022 von knapp 14 Prozent in der Stadt Leipzig bis gut 72 Prozent im Landkreis Südwestpfalz. Wohneigentum sei insbesondere in ländlicheren Regionen Süd- und Mitteldeutschlands sowie in Teilen Niedersachsens und Schleswig-Holsteins die überwiegend vorherrschende Wohnform. Immer noch zum überwiegenden Teil im ostdeutschen Raum, im Ruhrgebiet, in der Region Köln-Bonn, dem Rhein-Main-Gebiet sowie der Region um München lebe dagegen ein besonders hoher Anteil der Haushalte zur Miete. Neben städtebaulichen und demografischen Faktoren würden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und regionalen Wohnungspreise hierbei eine wichtige Rolle spielen.

Wohneigentum werde in Deutschland laut der IW-Studie weiterhin vor allem in frei stehenden Einfamilienhäusern, Reihenhäusern und Doppelhaushälften und nur vergleichsweise selten in Form von Eigentumswohnungen in Geschosswohnungsbauten begründet. Es gebe eine enge Korrelation zwischen Wohneigentum und Gebäudetyp. Besonders in Westdeutschland sei der Immobilienboom in Form von Geschossbauwohnungen konzentriert gewesen. Die Anzahl neu fertiggestellter Ein- und Zweifamilienhäuser stagnierte. So sei der vorrangig im Westen gebaute Gebäudetyp eine mögliche Erklärung für die dortige Dynamik der Wohneigentumsquote. Mit Ausnahme von Sachsen und Thüringen habe der Anteil der Ein- und Zweifamilienhauswohnungen dagegen im Osten leicht zugelegt.

Zudem sei der Anteil an Familienhaushalten hoch in der Wohneigentumsquote. Singles hätten demnach selten ein Eigenheim, sondern mehr Paare mit und ohne Kinder oder teils Alleinerziehende. Besonders in den günstigeren ländlichen Gebieten und dort, wo es Ein- und Zweifamilienhäuser gebe. Das durchschnittliche Hauspreiswachstum erreiche zudem Spitzenwerte bis zu einer Verdreifachung, sodass die Zugangshürden zu einem Haus finanziell deutlich gestiegen sind und eher Spitzenverdienern bzw. Menschen mit hohem Eigenkapital vorbehalten seien. Förderprogramme für bestimmte Bevölkerungsgruppen könnten beim Wohneigentumserwerb helfen.

(Karoline Sielski)

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 07 / 2024

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