Die katastrophalen Überflutungen im Ahrtal 2021 sollten nicht die letzten ihrer Art bleiben. Deutschland wurde von der Flutkatastrophe wachgerüttelt und hat verstanden – wir müssen uns besser vor Hochwasser schützen. Denn das Phänomen kommt nicht als Jahrhunderthochwasser alle hundert Jahre, sondern durch den Klimawandel mehren sich Dauer- und Starkregen und damit auch Überflutungen, zuletzt besonders in Bayern. Alle Bürgerinnen und Bürger sollten sich zu dem Thema informieren, um Schäden vorzubeugen, gegebenenfalls eine Versicherung abzuschließen und das eigene Leben nicht zu gefährden. Zum Beispiel die Stadtentwässerungsbetriebe Köln bieten einen Hochwasser-Risiko-Check online an.
Die Stadtentwässerungsbetriebe der Stadt Köln (StEB Köln) geben ihr Fachwissen weiter mit Leitfäden, um den Menschen zu helfen, geeignete Maßnahmen vorbeugend zu planen. Zudem haben sie eine Gefahrenkarte auf ihrer Webseite unter www.wasser-risiko-check.de, die anzeigt, ob die eigene Adresse in einem Gefahrengebiet liegt. Zusätzlich muss man einen siebenseitigen Fragebogen online ausfüllen, um konkrete Empfehlungen zu erhalten. Folgende Kommunen sind bisher Teil des Wasser-Risiko-Checks: Bergisch Gladbach, Bornheim, Duisburg, Essen, Köln, Mülheim an der Ruhr und Troisdorf. Die Menschen dieser Gebiete können diesen Wasser-Risiko-Check nutzen. Der Check richtet sich sowohl an Eigentümer als auch an Mieter, die vor Ort wohnen oder neu bauen wollen. Auch gewerbliche Nutzflächen sind eingeschlossen in den Check. Selbst Profis, wie Ingenieure, Architekten und Handwerker, die auf der Fläche tätig sind oder sein werden, können sich mit dem Online-Tool informieren. Größere Industrie- und Gewerbenutzungen oder sensible Objekte sowie kritische Infrastrukturen sind allerdings von einer Überprüfung mit dem Wasser-Risiko-Check ausgeschlossen, da dort eine sehr spezifische Analyse und Beratung notwendig ist. Es gibt bei der Beantwortung auch die Option „Weiß nicht“, allerdings ist die Analyse umso genauer, je mehr Fragen eindeutig beantwortet werden können. Im Zweifel können Vermieter oder Profis zu Detailfragen des bewohnten Gebäudes Auskunft geben. Das Service-Telefon der StEB lautet 0221 221-268 68.
Nach Beantwortung der Fragen wird eine Einschätzung zur Gefährdung angegeben und ein FAQ-Dokument angeboten, um Fragen zur Starkregengefahrenkarte zu beantworten. Dort sind auch die wichtigsten Notruf- und Servicenummern bei Starkregen, Sturzfluten und Kanalrückstau genannt. So ist die erste Telefonnummer bei Gefahr von Personen und/oder Umweltschäden diese der Feuerwehr Köln mit der 112. Auch die Kundenbetreuung der StEB kann man erreichen bei Verstopfung von Kanälen, Gullys und Verrohrrungen unter der 0221 221-26868. Bei Umweltschäden außen und in Gebäuden kann man das Amt für Immissionsschutz, Wasser- und Abfallwirtschaft anrufen, linksrheinisch unter der 0221 221-24609 und rechtsrheinisch unter der 0221 221-24615. Bei Störungen der Strom-, Wasser-, Gas- und Fernwärmeversorgung kann man den Entstördienst der Rheinenergie anrufen unter 0221 3465600. Den aktuellen Wasserstand in Köln am Rhein und die aktuelle Vorhersage erfährt man auch über das Hochwassertelefon der StEB Köln: 0221 221-26161.
Die Maßnahmenempfehlung nach abgeschlossenem Fragebogen im Wasser-Risiko-Check zeigt an, ob eine Elementarschadenversicherung für Wohngebäude und Hausrat abzuschließen ist und Rücklagen für solche Notfälle einzuplanen sind. Es werden zudem konkrete Tipps samt Schaubild gegeben, wie man das Gebäude schützen kann. Ein Video zum Thema Rückstausicherung und Überflutungsschutz gibt Informationen zur Grundstücksentwässerung. Die Auswertung kann man als PDF herunterladen.
Laut Gesetz (gemäß § 5 Wasserhaushaltsgesetz Absatz 2) ist man im Rahmen der Eigenvorsorge sogar verpflichtet, während und nach einem Hochwasser Schutzmaßnahmen durchzuführen, um die Schäden zu vermeiden oder zu verringern. So findet man auch konkrete Informationen zum Schutz des Gebäudes und zur baulichen Vorsorge in der Hochwasserschutzfibel des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat unter www.fib-bund.de. Im einfachsten Fall helfen Sandsäcke vor den Türen und Fenstern.
Die StEB Köln empfehlen: „Oftmals unterschätzt wird das Risiko durch Grundhochwasser. Bei wasserdurchlässigen Bodenarten wie Sand oder Kies ist im Hochwasserfall mit einem Ansteigen des Grundwasserspiegels zu rechnen. In Flussnähe entspricht der Grundwasserspiegel in der Regel dem Hochwasserstand. Steigendes Grundwasser gefährdet auch Stadtteile, die weiter vom Rhein entfernt liegen. Selbst wenn das sichtbare Hochwasser schon wieder sinkt, bleibt die Überflutungsgefahr durch steigendes Grundwasser bestehen. Kontrollieren Sie deshalb während eines Hochwassers regelmäßig Ihre Kellerräume.“ Eine Möglichkeit, das Risiko zu reduzieren, sei die erweiterte Elementarschutzversicherung, die im Rahmen der Wohngebäude- und Hausratversicherung abgeschlossen werden kann und zu der in den letzten Jahren bei Gefährdungslage verstärkt geraten wurde. Da es sich hierbei derzeit noch um eine freiwillige Versicherung handelt, entscheiden die Versicherungsnehmer selbst, wo und zu welchen Konditionen sie eine solche Versicherung abschließen. Die Bundesregierung diskutiert diese Versicherung als Pflichtversicherung. Ist solch eine Versicherung absolut unmöglich am bewohnten Standort und besteht eine Gefährdungslage, so wird empfohlen, ausreichend private Rücklagen zu bilden. Weitere Infos stehen auch auf der Webseite des Gesamtverbandes der Versicherer unter www.gdv.de.
(Karoline Sielski)
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 05 / 2024
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