Das Jahr 2022 war für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Region erneut ein Jahr mit vielen Herausforderungen. Auch beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg kamen neben den anhaltenden Folgen der Coronapandemie noch Einnahmeverluste aufgrund des 9-Euro-Tickets dazu. Und die vor allem durch den Ukraine-Krieg explodierten Kosten schaffen neue Herausforderungen für das Verkehrsunternehmen.
„Die Auswirkungen durch die Coronapandemie scheinen zwar ein Stück weit eingebremst zu sein, halten aber weiterhin an. Hinzu kam das 9-Euro-Ticket, das die Einnahmen in der Bilanz 2022 erheblich beeinflusst hat und eine Vergleichbarkeit mit den Vorjahren kaum zulässt“, so das Fazit von Michael Vogel, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS).
Zusammengerechnet erwirtschafteten die 22 im VRS zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen im Jahr 2022 Einnahmen in Höhe von 483,15 Millionen Euro. Das entspricht einem Minus von 52,03 Millionen Euro (- 9,72 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2021 (535,18 Millionen Euro).
Dabei wurden von Juni bis einschließlich August 2022 im Gebiet des VRS mehr als 3,57 Millionen des 9-Euro-Tickets verkauft. In Euro gerechnet machen das Einnahmen von 32,1 Millionen, die in die Kasse des Verkehrsunternehmens flossen. In der Statistik fehlen dabei allerdings die Zahlen externer Vertriebsstellen, sodass vermutlich weit mehr der verbilligten Tickets verkauft wurden.
Verglichen mit 2021 hat auch der Bartarif, dazu gehören Einzel-, Anschluss-, Mehrfahrten- und 24-Stunden-Tickets, im Jahr 2022 zugelegt. Hier konnte der VRS Einnahmen von 124,88 Millionen Euro verbuchen. Das entspricht einer Zunahme von 13,66 Prozent zum Vorjahr. Besonders zugelegt hat dabei das 24StundenTicket mit einem Plus von 58,34 Prozent, gefolgt vom EinzelTicket mit einem Plus von 11,48 Prozent. Durch das 9-Euro-Ticket sind die Einnahmen bei den ZeitTickets allerdings im gleichen Zeitraum bei nahezu konstanten Kundenzahlen zurückgegangen. Bei den ZeitTickets im Ausbildungsverkehr sind auch die Kundenzahlen deutlich gesunken, bei Einnahmen von 143,62 Millionen Euro. Dies entspricht einem Einnahmeverlust von 15,88 Prozent oder umgerechnet 27,11 Millionen Euro.
Digitale Tarife sind nach wie vor im Trend. Hier sind auch im Jahr 2022 die Einnahmen beim VRS gestiegen. So konnten im Jahr 2022 mit den HandyTickets 49,59 Millionen Euro eingenommen werden. Das ist ein Zuwachs von satten 37,41 Prozent. So macht der Anteil an HandyTickets in einigen der Bartarife annähernd die Hälfte der verkauften Tickets aus. So nutzen bereits 49,3 Prozent das 24StundenTicket. „Diese Zahlen demonstrieren eindrücklich, dass die Digitalisierung der Tickets nicht mehr aufzuhalten ist und die Fahrgäste diesen komfortablen Vertriebsweg über das Smartphone, das als Fahrkartenautomat in der Hosen- oder der Handtasche dient, schätzen“, erklärt Michael Vogel.
Die Mindereinnahmen der Verkehrsunternehmen wurden mit Unterstützung des Bundes und des Landes NRW größtenteils durch den sogenannten Rettungsschirm aufgefangen. Im Jahr 2023 wird es diese Unterstützung allerdings nicht mehr geben.
Neben den noch immer spürbaren Folgen der Coronapandemie stehen die Verkehrsunternehmen erneut vor neuen schweren Herausforderungen. Durch den Krieg in der Ukraine explodierten auch bei ihnen die Kosten für Energie. Im Jahr 2022 mussten für Diesel 44,77 Prozent mehr im Jahresdurchschnitt aufgewendet werden als noch 2021. Für Strom fielen 22,53 Prozent Mehrkosten an. Und die Befürchtung ist, dass sich die Preisspirale noch weiterdreht. Die Verkehrsunternehmen rechnen im Jahr 2023 mit Mehrkosten zwischen 13 und 17 Prozent für Energie, Material und Personal. Dabei spielen auch die neuen Tarifabschlüsse eine große Rolle. Die Geschäftsführung des VRS bittet daher die Entscheider sowohl im Land NRW als auch im Bund, sich nach wie vor zum öffentlichen Nahverkehr zu bekennen. Zugleich fordert sie, die Kommunen mit entsprechend ausreichenden finanziellen Mitteln auszustatten.
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