Hartmut Zastrow war bis 2012 ein viel zitierter Mann in den Sportmedien weltweit. Ob Fußball, Handball, Formel 1 oder Leichtathletik – der Gründer von Sport + Markt in Köln wusste, wie man die Ränge großer Stadien füllt und Sponsoren mit Marktanalysen überzeugt. Damit hat der 56-Jährige heute nichts mehr zu tun. Er ist jetzt Bio-Landwirt in Spanien und kümmert sich mit Hingabe um seine Merinoschafe. Die Tiere unterstützen ihn bei der Produktion von feinstem Olivenöl aus der Extremadura.
Nach dem Ausscheiden bei Sport + Markt gönnte sich der Sportmanager eine schöpferische Pause. Kapital gab es genug, denn die Firma war von 1987 bis 2012 von zwei auf 1.400 Mitarbeiter in 17 Ländern angewachsen. Durch Anteilsverkäufe und Fusionen war der kumulierte Umsatz auf rund 80 Millionen Dollar geklettert. „Nach 25 Jahren in der Sponsoring-Forschung sind wir, die Gründer, Weihnachten 2012 ausgestiegen. Es war ein guter Zeitpunkt, auch wenn mir der Abschied von den lieb gewonnenen Kollegen sehr schwerfiel“, erinnert sich Hartmut Zastrow. „Ich brauchte einfach Erholung, habe viel Golf gespielt und meinen Bootsführerschein gemacht. Endlich hatte ich Zeit für meine beiden Kinder. Ich habe ihnen bei den Schularbeiten geholfen und danach ging es raus zum Volleyballspielen. Ich gebe zu: Es gab einiges nachzuholen!“
Neuanfang im Niemandsland mit Olivenöl
Irgendwann kam für Hartmut Zastrow der Tag X. Dem Existenzgründer juckte es wieder in den Fingern. „Mir fehlte was“, beschreibt der Vollblutunternehmer. „Ich brauchte wieder eine Aufgabe!“ Der Wunsch war kaum zu Ende gedacht, da entdeckte Hartmut Zastrow die Chance für einen Neuanfang nahe der Grenze zu Portugal. „Der Vater meiner Frau stammt aus der Extremadura, etwa 400 Kilometer von Madrid entfernt. Wir haben ihn oft besucht und Ferien dort verbracht. Ich fühlte mich wie im Paradies. Die Landschaft ist einzigartig. Hier kreisen die Adler und Geier wie in einem Wildwestfilm“, schwärmt Hartmut Zastrow. „Eine Finca stand zum Verkauf an und rundherum warteten 8.000 Olivenbäume darauf, bewirtschaftet zu werden.“
Einen Geschäftspartner hatte der Unternehmer in Person seines Studienfreundes und Mitbegründers von Sport + Markt, Torsten Zoega, schnell gefunden. So ging es Anfang 2017 an die Arbeit. Die langjährigen Kompagnons Zastrow und Zoega waren wieder vereint und gründeten mitten im Niemandsland die Marke „Gold der Extremadura“. Während sich Hartmut Zastrow zum Öl-Sommelier ausbilden ließ, startete Torsten Zoega mit dem Aufbau einer Vertriebsstruktur. Parallel entwickelten sie zudem ein Modernisierungskonzept für den fast 200 Jahre alten Agrarbetrieb
Einmal Unternehmer, immer Unternehmer
Das Geschäft mit dem Bio-Lebensmittel bzw. Olivenöl aus der Extremadura ist angelaufen. „Die ersten 4.000 Liter sind bereits verkauft“, freut sich Hartmut Zastrow. Vieles ist jetzt wieder wie früher. „Es fühlt sich an wie bei einer Meisterschaft im Sport: Natürlich wollen wir gewinnen!“, lacht Hartmut Zastrow. Der Wettbewerb um den Pokal für das bekannteste und leckerste Öl der Welt hat den geschäftstüchtigen Unternehmer wieder zum Vielflieger gemacht, derzeit zwischen Spanien und Deutschland.
„Ich bin rund die Hälfte des Jahres in Deutschland, die meiste Zeit in Köln, denn dort habe ich viele Freunde und auch der rheinische Kundenkreis wächst stetig an“, sagt der gebürtige Kieler, der als Netzwerkexperte längst auch viele Abnehmer aus seiner norddeutschen Heimat akquiriert hat. Zudem wird das zertifizierte Bio-Olivenöl aus der Extremadura auch in Berlin und Leipzig geschätzt, besonders wegen seines frischen Geschmacks. „Wir füllen erst auf Bestellung ab“, sagt Hartmut Zastrow. „Das Öl ist also nicht älter als zwei bis drei Wochen, wenn es beim Kunden ankommt.
Große Pläne
Für die Olivenregion der Extremadura haben Hartmut Zastrow und Torsten Zoega noch große Pläne. Als Nächstes wollen sie eine eigene Mühle anschaffen, denn derzeit müssen sie noch 100 Kilometer zu einem anderen Olivenbauern fahren, um die Früchte pressen zu lassen. „Im Jahr sind das 50.000 bis 200.000 Kilo, je nach Ernte“, weiß Hartmut Zastrow. „Am Ende bleiben davon knapp 20 Prozent feines Olivenöl übrig.“ Die jungen Bio-Landwirte treibt außerdem eine Vision an. „Auf unserem Gelände stehen noch über 30 Ruinen, ehemalige Ställe und Schäferherbergen. Wenn wir davon einige renovieren, könnte hier ein Öko-Resort entstehen, wo Menschen ihren Entschleunigungsurlaub verbringen und im Rahmen einer Oliven-Safari ihr eigenes Öl pressen.“