Das Kompetenzzentrum Frau und Beruf Region Köln und das Amt für Gleichstellung von Frauen und Männern der Stadt Köln hatten am 10. März 2023 zum ersten Symposium zum Thema Teilzeit eingeladen. Dazu erschienen über 150 Interessierte. Unter den Teilnehmenden waren auch Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Verwaltung sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen innovative Arbeitszeitmodelle zur Fachkräftesicherung.
Die Stadtkämmerin der Stadt Köln, Prof. Dr. Dörte Diemert, eröffnete die Veranstaltung nach der Begrüßung durch die Moderatorin Prasanna Oommen und überbrachte zudem ein digitales Grußwort der Oberbürgermeisterin Henriette Reker. In ihrer Ansprache betonte sie, dass es sich kein Arbeitgeber mehr leisten könne, auf flexible Arbeitszeitmodelle zu verzichten. Um Beruf und Privatleben gut vereinbaren zu können, würden sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heutzutage gut überlegen, wo sie arbeiten. Teilzeitangebote seien dabei ein wichtiger Faktor, denn Teilzeitkräfte würden eine wertvolle Ressource für die Arbeitgeber darstellen. Außerdem betonte sie, dass eine Teilzeit-Tätigkeit der Karriere nicht entgegenstehen dürfe. Sie ermutigte alle Teilnehmende, die Teilzeit-Beschäftigung als Chance zur Bekämpfung des Mangels an Fachkräften zu sehen.
Im Anschluss plädierte Nina Straßner, Global Head of People Initiatives @ SAP SE und Fachanwältin für Arbeitsrecht, in ihrer Rede für einen Perspektivwechsel in der Arbeitswelt: „Die Vollzeitsache funktioniert nicht, sie hat noch nie funktioniert und sie wird auch nicht funktionieren, auch nicht mit mehr Kita-Plätzen und mehr Geld. Eine 40-Stunden-Woche mit Familie geht nicht, irgendwer zahlt immer drauf.“ Sie forderte: „Wir müssen Lösungen finden, die alle Menschen in ihrem individuellen familiären Beziehungsgeflecht sehen. Es gibt einen großen Bedarf, dass der Arbeitsplatz das aushält und nicht mehr nur das Individuum. Die Arbeitszeit muss sich an meiner Lebenssituation orientieren.“ Auch müsse die Frage nach den Kosten anders lauten, nämlich: „Was kostet es uns, wenn wir nichts ändern?“
Dass sich die Arbeitswelt ändern muss, machte auch die anschließende Podiumsdiskussion klar. So hob Kim Bauer, Geschäftsführerin der Netempire Software GmbH in Rösrath und Vertreterin der IHK, die Rolle von Führungskräften hervor, die, wenn sie selbst in Teilzeit gehen würden, andere Führungskräfte dazu ermutigen könnten, dieses auch zu wagen. Statt weiterhin auf eine Zeitmess- und Präsenzkultur zu setzen, plädierte Johannes Klapper, Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln, dafür, mit jedem Einzelnen zu verhandeln, um herauszufinden, was dieser zu leisten bereit sei. Auch Teilzeitmöglichkeiten für ältere Arbeitnehmer brachte er ins Gespräch. Unternehmensberater Robert Franken befürwortete, die Systeme in der Arbeitswelt an die Menschen anzupassen und nicht umgekehrt. Und auch Prof. Dr. Anja Karlshaus, Präsidentin der Cologne Business School, vertrat die Meinung, die Menschen ins Zentrum der Arbeitswelt zu stellen. Außerdem wies sie darauf hin, bei der Konzeption von Arbeitszeitmodellen die Lebensphasenorientierung im Blick zu behalten.
Für den unterhaltsamen Teil der Veranstaltung sorgte im Anschluss das Improvisationstheater „Freestyle Comedy“ mit kleinen Mitmachaktionen. Danach verknüpften Vera Pass und Gilly Alfeo in zwei Spielszenen prägnante Sätze aus dem anfänglichen Grußwort, den Reden und der Diskussion auf dem Podium und stellten damit einen Bezug zum Thema Teilzeit her. Das Publikum honorierte dies mit viel Gelächter und Applaus.
In vier anschließenden Workshops konnten die Teilnehmenden das Thema weiter erörtern und diskutieren. Als Resümee zogen Bettina Mötting und Agnes Wojtacki als Veranstalterinnen eine positive Bilanz. Besonders betonte Bettina Mötting die Rolle der Stadt Köln, die als erste Stadt ein Symposium zum Thema Teilzeit organisiert hat. Sie hofft, dass dies auch als positives Signal bei anderen Städten ankommt.
(Monika Eiden)
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 04.2023
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