Digitalisierung und Vernetzung durch Technikprodukte dringen immer weiter in den privaten Bereich vor, die Steuerung des Haushalts (Smart Home) per App, Smartphone oder Tablet ist für immer mehr Menschen interessant. Doch die Begeisterung und die Nutzung sind abhängig von der angebotenen Lösung und die Altersgruppen unterscheiden sich deutlich darin, ob sie einer Technologie positiv oder eher zurückhaltend gegenüberstehen, wie eine repräsentative Studie im Auftrag der gfu Consumer & Home Electronics GmbH in 5.000 Haushalten in den größten europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien) zeigt.
Vernetzte TV-Geräte immer beliebter
Die Verbindung zum Internet ist inzwischen für die große Mehrheit der Konsumenten zur Selbstverständlichkeit geworden. In drei von vier deutschen Haushalten steht ein Internet-Router, jeder zweite Haushalt verfügt über einen Tablet-PC und ein Smartphone besitzen 83 Prozent. Bei den 16- bis 39-Jährigen sind sogar 95 Prozent Smartphone-Besitzer. Bei den über 60-Jährigen immerhin mehr als zwei Drittel, nämlich 68 Prozent. Selbst die TV-Geräte der deutschen Haushalte sind inzwischen mehrheitlich (53 %) Smart-TVs, also Geräte, die mit dem Internet verbunden werden können. Zwar nutzen nicht alle Besitzer eines solchen TVs die Online-Funktionen, aber in 31 Prozent der deutschen Haushalte wird regelmäßig auf Inhalte zugegriffen, die keine klassische TV-Ausstrahlung sind, sondern per Internetverbindung auf den Bildschirm geliefert werden. Besonders häufig (58 %) werden in Deutschland die Mediatheken der TV-Sender angewählt.
YouTube und andere Video-Clip-Anbieter stehen auf Platz zwei mit 56 Prozent und auf kostenpflichtige Video-on-Demand-Angebote greift inzwischen fast jeder zweite (48 %) Smart-TV-Nutzer zu. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Mediatheken-Nutzung auf dem ersten Platz. Beim Abruf von Videoclips liegen Italien (68 %) und Spanien (64 %) vorn, bei kostenpflichtigen Video-on-Demand-Angeboten die Briten mit 54 Prozent.
Zuschauer sieht zunehmend zeitunabhängig fern
Doch egal welches Online-Angebot genutzt wird, deutlich ist, dass das TV-Gerät immer häufiger für Dienste jenseits der klassischen TV-Ausstrahlung eingesetzt wird und der Zuschauer zunehmend bereit ist, auch kostenpflichtige Dienste zu nutzen. Während im vergangenen Jahr 16 Prozent der Befragten angaben, dass sie bereit sind, für Inhalte zu bezahlen, lag die Bereitschaft 2016 bereits bei 23 Prozent. 38 Prozent geben an, dass sie Sendungen häufiger unabhängig von den Ausstrahlungszeiten anschauen. Bei der Altersgruppe der 16- bis 39-Jährigen schaut sogar mehr als die Hälfte (53 %) regelmäßig zeitunabhängig.
„Die Zeiten, in denen bestimmte Sendungen zu vorgegebenen Zeiten geschaut wurden, sind für große Teile der Zuschauer vorbei. Immer mehr Menschen schauen ihre Sendungen dann, wann sie es wollen – unabhängig von den eigentlichen Ausstrahlungszeiten. Der Anschluss des TVs an das Internet ermöglicht es den Zuschauern, die Zeiten ihres TV-Konsums frei zu gestalten, und unterstützt in einem zeitgemäßen Lebensstil“, so Hans-Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu Consumer & Home Electronics GmbH.
Smart TV-Bildschirme werden immer größer
Ausstattungsmerkmale wie die Smart-TV-Funktion tragen dann auch dazu bei, dass viele Konsumenten einen neuen Fernseher anschaffen wollen. 19 Prozent gaben an, bis Ende 2017 ein neues Gerät kaufen zu wollen. Neben smarten Funktionen sind eine höhere Auflösung (36 %) und besonders ein größerer Bildschirm (47 %) wichtigste Kaufgründe. Sogar die großen Modelle mit mehr als 56 Zoll (138 Zentimeter) erfreuen sich wachsenden Interesses. Während im vergangenen Jahr nur zwölf Prozent in die Klasse mit 139 bis 165 Zentimetern Bilddiagonale (bis 65 Zoll) einsteigen wollten, verdoppelte sich dieser Wert fast auf 22 Prozent in diesem Jahr. Eine Folge des Größenwachstums ist dann auch ein steigender Durchschnittspreis der TV-Geräte. Lag dieser im vergangenen Jahr noch bei 580 Euro, so sind es aktuell 600 Euro.
Vernetzte Technikprodukte: positiv bewertet, aber auch Befürchtungen
Doch nicht nur Klassiker wie das TV-Gerät sind bei Konsumenten von hohem Interesse. Auch neue Kategorien sind beliebt. 15 Prozent gaben an, über die Anschaffung einer Drohne nachzudenken, 21 Prozent wollen ihr Geld demnächst für sogenannte Wearables, also beispielsweise Fitness-Tracker oder Smart Watches, ausgeben und fast jeder Dritte (31 %) denkt über den Kauf eines Musik-Streaming-Systems nach. Besonders bei den 16- bis 39-Jährigen ist diese Kategorie sehr beliebt: In dieser Altersgruppe haben 40 Prozent eine Kaufabsicht.
Auch vernetzte Gesundheitsgeräte, zum Beispiel um Blutzucker oder Blutdruck zu messen, sind für viele Menschen interessant. 17 Prozent haben hier eine Kaufabsicht. Mit 21 Prozent liegt wieder die Altersgruppe der 16- bis 39-Jährigen vorn. Bei den über 60-Jährigen haben nur 14 Prozent eine Kaufabsicht. Auch sind hier die Kaufgründe anders gelagert. 60 Prozent der Kaufwilligen über 60 geben an, dass sie aus gesundheitlichen Gründen regelmäßig Gesundheitsdaten messen müssen. Mehrheitlich sehen die Deutschen vernetzte Gesundheitslösungen positiv. Zwei Drittel (66 %) sehen durch solche Lösungen weniger Einschränkungen für chronisch Erkrankte und 59 Prozent sehen die Möglichkeit, dass durch Telemedizin die Kosten im Gesundheitswesen reduziert werden. Aber es gibt auch Befürchtungen: Dass der persönliche Kontakt zwischen Arzt und Patient verloren geht, vermuten 35 Prozent, Datenmissbrauch durch Dritte befürchtet fast die Hälfte (49 %).
Smart Home: Sicherheit, Komfort und Energieeffizienz im Kommen
Beim Verlassen des Büros mit einem Fingerwisch auf dem Smartphone das Zuhause auf Komfort-Temperatur bringen, per App den Hinweis bekommen, dass gerade die Wohnungstür geöffnet wurde, oder mit dem Tablet die Wohnzimmerbeleuchtung mit einem Klick von „hell“ auf „gemütlich“ umschalten – solche und viele andere Szenarien sind längst keine Utopie mehr. Es sind konkrete Anwendungen, wie sie sich mit inzwischen im Handel weitverbreiteten smarten Komponenten umsetzen lassen.
Die tatsächliche Nutzung smarter Funktionen hält sich aber noch in Grenzen. Erst knapp drei Prozent der Haushalte nutzen beispielsweise derzeit eine smarte Heizungssteuerung. Doch immerhin knapp 20 Prozent sagen, dass sie eine solche Funktion auf jeden Fall nutzen würden, weitere 27 Prozent sehen diese Anwendung grundsätzlich eher positiv als negativ. Die Befürworter und die Ablehner einer smarten Heizungssteuerung halten sich in Deutschland also die Waage. Jedoch ist die Offenheit für smarte Lösungen stark abhängig vom Alter der Befragten. In der Gruppe der 16- bis 39-Jährigen liegt die Zustimmung beziehungsweise Nutzung der smarten Heizungssteuerung bei 72 Prozent, bei den über 60-Jährigen gerade einmal bei 31 Prozent.
Intelligentes Zuhause: Verbraucher zeigen sich gespalten
Bei weiteren smarten Nutzungsmöglichkeiten zeigt sich das Land ebenfalls gespalten. Erst zwei Prozent steuern ihr Licht per App, weitere 45 Prozent empfinden die Möglichkeit, das Licht über das Smartphone an- und abzuschalten oder die Lichtfarbe zu wählen. Gut zwei Prozent sind per App mit ihrer Waschmaschine verbunden, 34 Prozent sind offen für solch eine Anwendung. Den Kühlschrank an das Netz zu bringen, um sich über seinen Inhalt zu informieren, können sich 63 Prozent für die eigene Küche nicht vorstellen. Bei den über 60-Jährigen liegt die Ablehnung für diese Funktion sogar bei fast 84 Prozent.
Besonders gravierend fällt die altersabhängige Einstellung zu smarten Funktionen im Bereich der Sicherheitstechnik aus. Während bei den 16- bis 39-Jährigen mehr als 80 Prozent durch Sensoren über Rauchentwicklung, Wasserschäden oder Zutritt in ihr Haus über ihr Smartphone alarmiert werden wollen, lehnen mehr als die Hälfte der über 60-Jährigen Alarmfunktionen dieser Art ab. Ähnlich sieht es bei der Kameraüberwachung des Zuhauses aus: 70 Prozent Zustimmung oder bereits vorhandene Nutzung bei den 16- bis 39-Jährigen, 63 Prozent Ablehnung bei den über 60-Jährigen.
Komplexe Technik schreckt ab
Tatsächlich scheint es die Furcht vor zu komplexer Technik zu sein, die an mancher Stelle zu Kaufzurückhaltung führt. Ein großer Teil der Befragten sowohl in Deutschland als auch im restlichen Europa ist zwar überzeugt, dass Vernetzung dabei unterstützt, Energie zu sparen (Deutschland und Europa 39 %), die Sicherheit im Haushalt zu erhöhen (Deutschland 43 % / Europa 46 %) und den Alltag zu vereinfachen (Deutschland 37 % / Europa 42 %). Doch gleichzeitig räumen auch viele der Befragten ein, dass die zunehmende Vernetzung ihnen Sorgen bereitet, da sie sich von der komplexen Technik manchmal überfordert fühlen. 40 Prozent der Befragten in Deutschland und in Europa stimmen dieser Aussage zu. Und ein weiterer Aspekt bremst die Freude an der Vernetzung. Immerhin 59 Prozent der Europäer (61 Prozent der Deutschen) sehen die Gefahr, dass Fremde von außerhalb die Steuerung eines vernetzten Zuhauses übernehmen könnten.
Dazu Hans-Joachim Kamp: „Wie fast jede Technologie ist auch die digitale Vernetzung nicht unumstritten. Die Anbieter müssen weiter hart daran arbeiten, die Lösungen so einfach wie möglich, aber auch so sicher wie nur irgend möglich zu gestalten, damit die gewonnenen Vorteile beim Konsumenten mehr ins Gewicht fallen als die Bedenken.“
Einstieg in das Smart-Home-Segment einfacher, als man denkt
Beim Thema Smart Home herrscht allgemein bei vielen Interessenten der Glaube, dass diese Systeme zu teuer sind. Dies stimmt nur noch bedingt. Inzwischen sind viele Einsteigerpakete zu durchaus moderaten Preisen erhältlich. Beispielsweise das von 11.000 Lesern der Zeitschrift CHIP zum „Smart-Home-System des Jahres“ gewählte devolo Home Control.
Vorbei sind auch die Zeiten, in denen ein Smart Home direkt beim Hausbau mitgeplant werden musste. Funktechnologien ermöglichen eine einfache Nachrüstung in bestehenden Immobilien und auch Mietwohnungen. Ärgerlich ist leider auf der anderen Seite eine Unart, die manche Hersteller derzeit pflegen. Sie verlangen – zusätzlich zum Kaufpreis – eine monatliche oder jährliche Gebühr für die Nutzung ihres Systems.
„Es wird vor allem einfach sein und sich immer weiter den Bedürfnissen der jeweiligen Nutzer anpassen“, meint Georg Hermann, Smart-Home-Experte der devolo AG aus Aachen. Und weiter: „Dazu benötigt es ein flexibles System, das organisch mit seinem Besitzer wachsen kann – auch über unterschiedliche Lebensabschnitte hinweg. Zum Beispiel beim altersgerechten Wohnen.“
Der Smart-Home-Markt nimmt also langsam Fahrt auf und wird nach und nach ganz selbstverständlich Einzug in unser Zuhause halten. Dabei haben Systeme, die dem Käufer größtmögliche (Zukunfts-)Sicherheit und vor allem eine einfache Bedienung bieten, gute Chancen, sich im Markt durchzusetzen.