Zum zweiten Mal fand die polisMOBILITY Messe – eine internationale Dialog- und Ausstellplattform für die Zukunft der Mobilität und des urbanen Lebens – vom 24. bis 26. Mai in den Kölner Messehallen statt. Die Schirmherrschaft übernahm wieder der Deutsche Städtetag. Das Konferenzprogramm mit Entscheidern aus der Branche zum Thema Mobilitätswende fand im selben Zeitraum statt. Das polisMOBILITY camp konnte man vom 26. bis 28. Mai in der Kölner Innenstadt rund um den Hohenzollernring erleben, wobei das bürgernahe Event Infos rund um das Thema direkt auf der Straße an den Mann und die Frau brachte.
Die polisMOBILITY vereint drei Formate. Die polisMOBILITY expo ist, wie der Name schon sagt, das Messeformat, bei dem 160 Aussteller und Partner ihre Anliegen in Halle 1 der Messe präsentierten. Vor allem die öffentliche Hand, ob Energieversorger, Verkehrsverbünde oder die Politik, wurde hier angesprochen sowie Unternehmen, ob Städteplaner, Sharing-Anbieter, IT-Dienstleister oder mehr. Insbesondere waren deutsche und niederländische Aussteller vor Ort, aber auch tschechische, österreichische, französische oder belgische Unternehmen waren dort. Dieses Jahr fokussierte sich die Messe auf die Kommunen und deren Mobilitätsgestaltung. Dabei ging es vor allem um praxiserprobte Lösungsansätze und daraus resultierende Konzepte für die Zukunft, die man im Areal „cities + regions“ auf der Messe fand.
Ein generelles Themenfeld auf der Messe waren der öffentliche Nahverkehr und Mobilitätsdienstleistungen. Ein Schlüssel soll hier die Intermodalität sein, das heißt die Verbindung von bestehenden öffentlichen Verkehrsmitteln mit innovativen Alternativen, die flexibel miteinander kombiniert werden können. So beispielsweise mietbare Elektroräder, die man ab einer ÖPNV-Haltestelle für einige Meter oder Kilometer der geplanten, individuellen Strecke verwenden kann und die man mit Apps auf dem Smartphone buchen kann. „Mobility as a Service“ (MaaS) oder On-Demand-Mobilität (Mobility-on-Demand, kurz MoD) von Sharing- und Pooling-Anbietern weisen zwar starkes Wachstum auf, fordern doch auch städtische Regulatorik und Planung. In vielen Städten ergänzen Wasserbusse, Seilbahnen oder Schwebebahnen das Angebot. Visionäre Konzepte erweitern das Spektrum sogar um Air- und Wassertaxis sowie Hyperloops. Spannend bleibt die Frage, welche Angebote und Lösungen künftig Marktrelevanz haben werden.
Der „startupHub“ und der „startupPitch“ boten jungen Unternehmen auf der Messe eine Plattform, um ihre Impulse und Ideen vorzustellen. Hierbei wurden Preise an die besten Gedanken verliehen. Die Gewinner des ersten „startupPitch“ sind me energy, Istmobil GmbH und RheinSharing. Dr. Olga Nevska, Geschäftsführerin Telekom Mobility Solutions, sagte dazu: „Start-ups geben der Mobilitätswende entscheidende Impulse. Ihre disruptiven Ideen bringen im besten Wortlaut Geschwindigkeit bei der Umsetzung innovativer Lösungen. Als Jurymitglied des Start-up-Pitches bei der polisMOBILITY ist mir abermals deutlich geworden, wie sehr auch große Unternehmen wie die Telekom von der Kreativität der Start-ups profitieren können. Die jungen Unternehmen bringen Geschwindigkeit und Kreativität und die großen Unternehmen haben die Power, die Ideen an den Markt zu bringen. Die polisMOBILITY ist das ideale Event, beide Parteien zusammenzubringen.“
Ein weiteres Themenfeld auf der Messe war die „Letzte-Meile-Logistik“, wobei es hier auch um den Transport von Gütern geht. Dieser soll klimaschonend und nachhaltig gestaltet werden. Für eine zukunftsfähige Logistik auf der letzten Meile liegen die Lösungen weitgehend auf dem Tisch. Regionale und innerstädtische Mikro-Verteilzentren, von denen aus Zustellfahrzeuge mit alternativen Antrieben die letzte Meile zurücklegen – zunehmend auch autonom –, prägen die Zukunft. Schon heute gehören elektrische Fahrzeuge – ob Transporter oder Lastenrad – in vielen Städten zur Realität. Der modale Mix gewinnt auch hier immer mehr an Bedeutung: Die Auslieferungsdrohne ist ebenso als Lösung für nachhaltige Logistik vorstellbar wie der KEP-Transporter, der als mobiles Paketlager autonom seinem Fahrer auf dessen Tour durch die Innenstadt folgt. Auch folgende Themen fand man auf der polisMOBILITY: Lösungen für vernetzte Mobilität, Digitalisierung, innovative Ladekonzepte, Antriebstechnologien wie elektrifizierte Micro-Cars oder autonome People-Mover und emissionsfreie Fahrzeugkonzepte. Wer sich für die Zukunft der Mobilität interessiert, bekam hier also interessante Eindrücke von neuartigen Fahrzeugen vor Ort.
An den großen Konferenztagen der polisMOBILITY Conference Ende Mai haben mehr als 200 Redner aus Politik, Stadt- und Verkehrsplanung sowie Forschung und Wirtschaft Fragen, Bedarfe, Herausforderungen und Lösungen im Zusammenhang mit der Mobilitätswende besprochen. Die Idee war, konkrete Ansätze für Strategien und Umsetzungen an die Hand zu geben – ob an Kommunen oder die Privatwirtschaft. Ein Highlight des Konferenzprogramms war die Paneldiskussion zum Thema „Team up for Verkehrswende! Wie gelingt die Dekarbonisierung des Verkehrssektors?” eingeleitet durch politische Key Notes von Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, sowie Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln. Reker sagte: „Die Mobilitätswende darf nicht nur in den Köpfen stattfinden, sie muss auch auf der Straße ankommen. Die Ergebnisse der jüngsten repräsentativen Mobilitätsbefragung, die die Stadt Köln gerade veröffentlicht hat, zeigen, dass die Kölnerinnen und Kölner diese Mobilitätswende bereits leben. Wir sind auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel. Das Ziel ist Klimaneutralität 2035. Sowohl der Austausch mit den KölnerInnen und den Kölner Initiativen als auch auf der Dialogbühne des polisMOBILITY camps soll uns alle inspirieren und motivieren, nicht nachzulassen, sondern die Mobilitätswende konsequent voranzutreiben.“
Das polisMOBILITY camp im Mai war ein interaktives Event, bei dem Bürger neue Mobilitätslösungen vor Ort am Hohenzollernring ausprobieren und in den Dialog mit Experten treten konnten. Denn die Ideen müssen nicht nur wegweisend sein, sondern sie müssen auch im Alltag von den meisten umgesetzt werden können. Darüber durfte diskutiert werden. Gerade auf dem viel befahrenen Hohenzollernring hat man urbane Mobilität gut vor Augen. Zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz kamen Bauwagen zu dem Camp zusammen und die Straße wurde an dem Pfingstwochende für das Event gesperrt. Dort gab es u. a. einen Testparcours für verschiedene Zweiräder und begleitete Testfahrten in einem Elektrofahrzeug. Zehnminütige Audiowalks erzählten über bereits getroffene Maßnahmen – man konnte damit über die Ehrenstraße, die Kölner Ringe, den Friesenwall und die Deutzer Freiheit spazieren, zuhören und sich die umgesetzten Maßnahmen vor Ort anschauen. Im Stadtpavillon an der Ecke Hohenzollernring/Ehrenstraße stellten VerwaltungsmitarbeiterInnen den Mobilitätsplan der Stadt vor, der mehr Raum für den Fuß- und Radverkehr und mehr Aufenthaltsqualität in Geschäftsstraßen vorsieht. Auch hier waren Bürger explizit zum Dialog eingeladen. Bei den Bauwagen, den sogenannten „Inseln des Wandels“, waren auch zahlreiche engagierte zivilgesellschaftliche Initiativen dabei. Noch vor Ort diskutierten am Ende VertreterInnen lokaler Initiativen, von Verwaltung und Politik die Erkenntnisse von drei Tagen Bürgerdialog. Ein unterhaltendes Kulturprogramm sowie ein informierendes Bühnenprogramm fanden ergänzend statt. Die polisMOBILITY 2023 verzeichnete insgesamt rund 5.000 BesucherInnen an den drei Messetagen und anschließend 12.000 BesucherInnen auf den Aktionsflächen in der Kölner Innenstadt.
In der so ausgerufenen Smart City Cologne werden diverse zukunftsweisende Pilotprojekte angegangen, um die Stadt effizienter, umweltfreundlicher und lebenswerter zu machen. Eines der Projekte schließt innovative Ladebordsteine ein – die Idee ist, den Autostrom an der Bordsteinkante zu laden. Die Messeteilnehmer TankE GmbH und Rheinmetall entwickeln hier. Im Sommer 2023 werden hierzu in zwei Kölner Stadtgebieten Bordsteinkanten zur Probe bestückt, um zu schauen, ob sich die Ziele bewahrheiten. Dabei ist besonders die kurze Umsetzungszeit zu nennen – die Stadt Köln hat hier schnell in das Pilotprojekt eingewilligt. Was bereits alles in Köln von TankE gemacht wurde, wird in einer Aussage von Jörn Hansen, Leiter der Unternehmensentwicklung von TankE GmbH, deutlich: „Das Pilotprojekt ist ein weiterer Schritt in der Entwicklung innovativer E-Mobilitätsprojekte in Köln – von der ersten öffentlichen Ladestation im Jahr 2010 über die Ladeinfrastruktur für die erste vollelektrische Buslinie und die Weiterentwicklung mit 2nd-Life-Speichertechnologie bis hin zum induktiven Laden für Taxis. Und nun testen wir als TankE gemeinsam mit Rheinmetall und der Stadt Köln eine weitere innovative Technologie und schaffen damit eine städtebaulich verträgliche Alternative für das Laden von Elektroautos im öffentlichen Straßenraum.“ Das induktive Laden von Taxen wurde am Hauptbahnhof ausprobiert. Die Ladepunkte an der Bordsteinkante sollen nun eine flexible, kosteneffiziente und platzsparende Lösung für frei zugängliche, öffentliche Ladepunkte für Elektroautos in der Stadt sein. TankE GmbH ist ein Unternehmen der RheinEnergie AG.
(Karoline Sielski)
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 04.2023
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