Es war einer der größten Werbecoups aller Zeiten. Wir reden jetzt nicht von Millionenetats, Tausender-Kontaktpreisen und Reichweiten. Wir sprechen nicht über Global Player und deren Auftritt in den sozialen Netzwerken. Wir reden über einen Porträtzeichner, einen Straßenkünstler, der in den 1970er Jahren seiner Tätigkeit im Raum Bodensee nachging.
Um solche grafisch talentierten Menschen sammelt sich schnell eine Gruppe Zuschauer, die verfolgt, ob das was auf dem Zeichenblock langsam Gestalt annimmt auch irgendwie mit dem gegenübersitzenden Modell korrespondiert. Es war in Meersburg, und der Zeichner hatte ein Schild aufgestellt. Auf dem war Folgendes zu lesen: „Ich bin ab Januar im Fernsehen bei „Dalli Dalli“ und ersetze den schnellen Oskar.“
Dazu muss man wissen: Oskar genoss Kultstatus. Mit bürgerlichem Namen Hans Bierbrauer, bekam der 1922 geborene Grafiker, Karikaturist und Zeichner den Künstlernamen Oskar, weil seine in Zeitungen abgedruckten Werke die Leute sagen ließ: „Das ist ja mal wieder frech wie Oskar!“ In Hans Rosenthals Spielshow hatte Oskar jeweils einen Kurzauftritt – dalli dalli eben. In knapp bemessener Zeit musste er, ausgehend von einer Zahl, das Porträt eines Kandidaten erstellen.
Die Konkurrenz vom Bodensee versäumte es auch nicht, in jedem dritten Satz hinaus zu posaunen, dass er demnächst bei „Dalli Dalli“ den Kohlestift schwingt. Was nicht nur den Autor dieser Zeilen doch irgendwie beeindruckte. Auch dessen Eltern fanden so ein Porträt aus vermeintlich prominenter Hand sei doch ein schönes Souvenir.
Und so saß ich – immer schön der Reihe nach – auf dem Stühlchen und konnte mit ansehen, wie mich „Oskar 2“ innerhalb weniger Minuten aufs Zeichenpapier bannte. Das Ergebnis war unbefriedigend, der richtige Oskar hätte das besser gemacht, aber ich hatte ja nun ein Bild in der Hand von einem Künstler, der schon in Bälde in ganz Deutschland bekannt sein würde.
Und so verfolgte ich die nächsten Monate „Dalli Dalli“, um den Typ vom Bodensee im TV zu sehen. Dazu kam es natürlich nie. Oskar, also der Berliner Hans Bierbrauer, war weiterhin der Schnellzeichner im ZDF. Mit einer kleinen Flunkerei hat sich „Oskar 2 Kundschaft“ verschafft. Und sich tief in meinem Gedächtnis eingebrannt.
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