Die Corona-Pandemie hat nicht nur die Wirtschaft insgesamt massiv getroffen, sie hatte auch Auswirkungen darauf, wie viele Betriebe neu gegründet wurden. Im ersten Pandemiejahr 2020 ging die Zahl der Gründungen um zehn Prozent zurück. Gleichzeitig sank aber auch die Zahl der Insolvenzen um 18 Prozent.
Die NRW.Bank hat in einer aktuellen Erhebung regionalwirtschaftliche Profile für neun Regionen in Nordrhein-Westfalen erstellt und aktualisiert, um die Auswirkungen der Corona-Krise auf die regionale Wirtschaft zu verdeutlichen. Darüber gibt die Förderbank einen detaillierten Einblick in Trends der NRW-Wirtschaftsregion sowie in die sozioökonomischen Strukturen der untersuchten Regionen.
Untersucht wurden die Regionen: Aachen, Bergisches Städtedreieck, Düsseldorf, Köln/Bonn, Metropole Ruhr, Münsterland, Niederrhein, Ostwestfalen-Lippe und Südwestfalen. „Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen ist bislang vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen„, sagt Eckhard Forst, Vorstandsvorsitzender der NRW.BANK. „In konjunkturell schwachen Zeiten steigen die Insolvenzen, so wie es zum Beispiel 2012 während der Eurokrise der Fall war. Durch die umfangreichen Coronahilfen konnte diese Entwicklung bisher weitestgehend abgemildert werden.“
Die aktuelle Studie erhebt den Saldo für das Gründungsgeschehen in den neun Wirtschaftsregionen. In den Räumen Düsseldorf und Köln/Bonn sind die Werte trotz der Pandemie weiterhin sehr hoch und fallen deutlich zugunsten der Gründungen aus im Vergleich zu Betriebsaufgaben. In der Landeshauptstadt Düsseldorf werden durchschnittlich auf 10.000 Einwohner gerechnet 15 Unternehmen mehr gegründet, als aufgegeben werden. Im Bereich Köln/Bonn liegt dieser Wert bei zehn. Die untersuchten Bezirke Münster und Metropole Ruhr liegen bei den Werten von jeweils knapp unter fünf ebenfalls über dem Durchschnitt von Nordrhein-Westfalen.
Die Zahlen zu Betriebsaufgaben bzw. Unternehmensinsolvenzen decken sich auch mit aktuellen Werten aus dem November 2021, die der Landesbetrieb IT.NRW erhoben hat. Im November 2021 wurden 9,4 Prozent weniger Betriebsaufgaben als noch im Vorjahreszeitraum verzeichnet. Dramatisch ist hingegen die Entwicklung bei Verbraucher-Insolvenzen (Arbeitnehmer, Rentner oder Erwerbslose). Hier stieg der Wert um 245,5 Prozent im Vergleich zum November 2020. IT.NRW führt diesen großen Anstieg auf das Ende 2020 beschlossene Gesetz zur weiteren Verkürzung der Restschuldbefreiung zurück. Daher hätten Betroffene drohende Betriebs-Aufgaben noch etwas zurückgestellt.
Allerdings könnten die anhaltenden Folgen der Corona-Pandemie in der nächsten Zeit zu weiteren Zahlungsunfähigkeiten von Betrieben führen. Eine Erhebung des ifo-Instituts vom Januar 2022 zeigt, dass bundesweit etwa jede siebte Firma ums Überleben kämpft. „Immer noch besonders gefährdet fühlen sich die Reisebüros und -veranstalter mit 73,2 Prozent sowie Unternehmen aus der Veranstaltungswirtschaft mit 67,4 Prozent“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. Die Not im Gastgewerbe ist ebenfalls sehr groß. Sowohl bei Restaurants und Gaststätten als auch bei Beherbergungsbetrieben fürchtet über die Hälfte um ihre Existenz.
Dramatisch ist die finanzielle Situation auch für viele Solo-Selbstständige, Freiberufler und Kleinunternehmen. Wie für Einzelhändler und andere Unternehmen konnten auch sie Hilfszahlungen von Bund und Ländern beantragen. Wegen der anhaltenden Pandemie wurde die Rückzahlungsfrist von Soforthilfe-Empfängern nun verlängert.
„Ziel des Soforthilfeprogramms des Landes Nordrhein-Westfalen war es von Anfang an: schnell, unbürokratisch und zielgerichtet den Menschen und Firmen zu helfen, die dringend unserer Liquiditätshilfe bedürfen. Aufgrund der anhaltenden Corona-Krise ist es notwendig, die Unternehmen weiterhin zielgerichtet zu unterstützen. Dies ist ein wichtiger Baustein, damit unser Land und unsere Wirtschaft die Krise meistern und gestärkt aus ihr hervorgehen können“, sagt NRWs Finanzminister Lutz Lienenkämper.
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