Der Firmensitz von Alma & Lovis liegt in Bonn. Annette Hoffman und Elke Schilling, Inhaberinnen des Eco-Labels für Business- und Casual-Frauenmode, beliefern von hier aus rund 130 Boutiquen in ganz Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Spanien. Seit Jahren wächst der Markt für nachhaltige Mode. Konsumenten achten beim Kauf nun – neben dem Design und analog zu ihren Wertvorstellungen – auch auf ökologische und soziale Aspekte der Herstellung. Wie vielfältig das Angebot an Green Fashion bereits ist, zeigen die beiden Gründerinnen von Alma & Lovis in ihrem Kölner Laden „Mundo Verde“ im Basement des Naturata Biomarkts am Appellhofplatz.
Wie in der konventionellen Mode auch, muss man als Label von Green Fashion weit im Voraus planen. „So wurde auf unserer letzten Messe, der Innatex, ganz stark unsere neue Sommerware für das kommende Jahr 2018 geordert, obwohl wir im Laden Sommer 2017 verkaufen und jetzt die Herbst- und Wintermode 2017/18 geliefert bekommen“, erklärt Annette Hoffman. Das sei aber auch die einzige Parallele zu der „alten“ Modewelt, wie sie die Designerin nennt.
„Ich habe den ganzen Fleischwolf der Bekleidungsindustrie durchlebt. Schlimme Arbeitsbedingungen in den Produktionen, dazu schlechte Entlohnung, kaum Pausen geschweige denn Urlaub – ganz abgesehen davon, was der Umwelt angetan wird. Das konnte ich so nicht mehr ertragen“, erzählt Annette Hoffman. Bereits 1992 habe sie deshalb „die Seiten gewechselt“ und sei bei dem damaligen Bio-Pionier Hess Natur-Textilien mit eingestiegen.
„Das waren modisch natürlich noch andere Zeiten. Der Vorwurf ,Jute statt Plastik‘ war berechtigt“, lacht die Modeexpertin. „Das hat sich in den letzten 25 Jahren aber total verändert“, weiß Diplom-Bekleidungstechnikerin Elke Schilling. „Dank der Vielfalt neuer nachhaltiger Materialien stehen die Green-Fashion-Kollektionen den rein an Trends orientierten Anbietern in nichts nach. Im Gegenteil, sie bieten den heutzutage so massiv wichtigen Kaufvorteil, dass sie dazu noch eine authentische Geschichte haben. Unsere Shirts beispielsweise bestehen zu 100 Prozent aus Biobaumwolle, die wesentlich weicher ist, da handgepflückte Baumwolle keine Kerne und Stängel enthält. Da pikst also nichts. Es ist außerdem keine Chemie drin, daher sind die Shirts hautverträglicher. Das fühlen die Kundinnen sofort.“
Alma & Lovis wurde 2011 gegründet. „Erst waren wir nur ein Onlineshop, aber das allein hat nicht funktioniert. Also sind wir mit einem großen Familienauto voll mit Ware zu unserer ersten Eco-Messe gefahren, damals in einem Berliner Hotel.“ Ein großes Abenteuer für die beiden Jungunternehmerinnen. „Wir haben bis vier Uhr nachts noch Knöpfe angenäht“, erzählt Elke Schilling. „Auch die Preise vonseiten der Lieferanten standen bis kurz vor Messebeginn noch nicht fest.“
Fünf Jahre später hat der Bonner Firmensitz mit Büros, Lager, Onlineshop und Laden eine Fläche von circa 220 qm. Hinzu kommt das Kölner Ladenlokal mit einer Verkaufsfläche von 200 qm. „Wir haben ein jährliches Umsatzwachstum zwischen 30 und 50 Prozent in allen Vertriebsbereichen, also Onlineshop, Einzel- und Großhandel“, sagt Elke Schilling. „Im Jahr 2015 haben wir den Break-even erreicht.“
Für die Kollektionen von Alma & Lovis werden ausschließlich zertifizierte Premium-Naturfasern verwendet. Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau (k. b. A.), farbig gewachsene Baumwolle, Baby-Alpaka, Suri-Alpaka, Britische Wolle (dem Tierschutz zuliebe wird nur Schurwolle aus kontrollierter Tierhaltung (k. b. T.) verwendet, die mulesingfree ist), Yak, Baby-Kamelhaar, Seide, Leinen, Hanf oder Ramie. Wo zertifizierbar, tragen die Kleidungsstücke das GOTS-Siegel. Das Erreichen des „Global Organic Textile Standard“ ist mit viel Aufwand und hohen Kosten verbunden. Mit diesem Gütesiegel können seit 2008 Produkte gekennzeichnet werden, deren gesamte Herstellung bestimmten ökologischen und sozialen Standards entspricht.
„Das GOTS-Zertifikat garantiert gesundheitlich unbedenkliche, ökologisch und sozial verträgliche Mode und Nachhaltigkeit in der Produktionskette bis hin zum Verpackungsmaterial“, weiß Annette Hoffman. „Es geht aber noch weiter“, ergänzt Elke Schilling. „GOTS kontrolliert – neben gerechten Löhnen und Arbeitsschutz – auch die Einhaltung des Verbots von Kinderarbeit, Diskriminierung und Zwangsarbeit.“ Es sei schon eine Wissenschaft für sich, gibt Elke Schilling zu.
„Jeder Knopf und jedes Gummiband werden kontrolliert – und das jedes Jahr aufs Neue. Das aufwendige System kostet uns nicht nur Geld, sondern auch einen erheblichen Verwaltungsaufwand pro Jahr.“ Zusätzlich zum GOTS-Prüfverfahren lassen die Gründerinnen von Alma & Lovis immer wieder Einzelteile aus den Kollektionen vom Bremer Umweltinstitut prüfen. Darüber hinaus reisen sie regelmäßig in die Produktionsländer, darunter Portugal, Griechenland, Peru, Polen und die Mongolei, um sich selbst ein Bild der Arbeitsbedingungen vor Ort zu machen.
Nachhaltig wirtschaften heißt für das Team von Alma & Lovis mehr, als sich im Dschungel von Zertifizierungen, wie GOTS, Peta Approved Vegan oder Fair Trade, zurechtzufinden. „Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz“, sagt Annette Hoffman. „Dazu gehören für uns der menschliche Umgang mit unseren Mitarbeitern und Kunden, Ökostrom, Müllvermeidung und Mülltrennung, ein Konto bei einer nachhaltigen Bank und eine IT-Infrastruktur, die über Rechenzentren in Deutschland realisiert wird. Nicht zu vergessen unsere recycelbaren Verpackungen, in denen wir Ware aus dem Onlineshop versenden.“
Derzeit wird bei Alma & Lovis an einem neuen Warenwirtschaftssystem gearbeitet, um die Abwicklung weg vom Papier auf digitale Prozesse umzustellen. Zero Waste ist das Ziel auf allen Ebenen. Die Marke Alma & Lovis ist Mitglied beim Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e. V. (kurz: IVN) und bei dasselbe in grün e.V. – Verband der nachhaltigen Unternehmen, der 2009 in Köln gegründet wurde. „Branchenverbände wie diese sind für den gegenseitigen Informationsaustausch ein großer Gewinn“, so die Unternehmerinnen.
[box type=“info“ align=“alignleft“ class=““ width=““]Weitere Informationen finden Sie unter: www.almalovis.de und www.mundo-verde-fashion.de[/box]
[toggle title=“Fair Trade“ state=“close“]Der Faire Handel – Fair Trade – ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Fair Trade leistet einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung, indem er bessere Handelsbedingungen bietet und die Rechte benachteiligter Produzenten und Arbeiter/‑innen sichert.[/toggle]
[toggle title=“INNATEX“ state=“close“]Die INNATEX – Internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien ist die weltweit einzige internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien, die – neben dem klassischen Bekleidungssektor – auch zahlreichen weiteren textilen Produktgruppen wie Accessoires, Heimtextilien, Stoffen und Spielzeug eine Vertriebs- und Kommunikationsplattform bietet. Die Fachbesuchermesse findet seit 1997 zweimal im Jahr in Hofheim-Wallau bei Frankfurt am Main statt.[/toggle]
[toggle title=“IVN“ state=“close“]Der IVN (Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e. V.) ist ein Zusammenschluss von über 100 Unternehmen aus allen Bereichen der Leder- und Textilwirtschaft, die gemeinsam für ökologische und sozialverantwortliche Wirtschaftsweisen eintreten.[/toggle]
[toggle title=“k. b. A.“ state=“close“]Der kontrolliert biologische Anbau verbietet genetisch veränderte Organismen und setzt grundsätzlich keine Chemie ein. Baumwolle aus k. b. A. wird von Hand geerntet. Angebaut wird in Mischkultur und Fruchtfolge. Zertifiziert wird diese Baumwolle von unabhängigen Instituten.[/toggle]
[toggle title=“k. b. T.“ state=“close“]Kontrolliert biologische Tierhaltung beinhaltet artgerechte Tierhaltung und Fütterung und den Verzicht auf Masthilfsmittel. Die Tierarten sind an die Klima- und Lebensbedingungen der Region optimal angepasst. Bei k.b.T.-Schurwolle wird beispielsweise konsequent auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet. Dies gilt sowohl für die Tiere als auch für den Boden, auf dem die Tiere grasen. Die Zertifizierung erfolgt auch hier durch unabhängige Institute.[/toggle]
[toggle title=“Mulesingfree“ state=“close“]Mit Mulesing wird das Abschneiden der Haut rund um den Schwanz und After von Schafen ohne Schmerzausschaltung bezeichnet. Es ist ein in Australien und in Neuseeland gebräuchliches Verfahren, um einen Befall mit Fliegenmaden zu verhindern. Weitere Infos unter: www.tierschutzbund.de[/toggle]
[toggle title=“Nachhaltig“ state=“close“]sozial und ökologisch[/toggle]
[toggle title=“PETA Approved Vegan“ state=“close“]Mit dem PETA-Approved Vegan Logo können Modehersteller Bekleidung, Schuhe, Accessoires und Taschen kennzeichnen, die weder Pelz, Leder, Wolle, Daunen noch Seide enthalten. Das kostenfreie Logo wird nach Prüfung von der Tierschutzorganisation PETA vergeben.[/toggle]
[toggle title=“Zero Waste“ state=“close“]Bezeichnet einen Lebensstil ganz ohne Müll. Weitere Infos unter: www.0waste.de[/toggle]
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Von Astrid Waligura
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