Der große Personalmangel macht die Mitarbeitersuche zur Herausforderung
Eine Entwicklung, die sich bereits seit Jahren abzeichnet, ist durch Corona massiv deutlich geworden und wird eine der großen Aufgaben im Personalmanagement.
Es herrscht ein Mangel an Arbeitskräften. Das Handwerk hat große Probleme, Nachwuchs zu finden. Da macht der Abiturient eine Lehre zum Tischler, nimmt nach drei Jahren sein Gesellenstück mit nach Hause und übergibt dem Meister die Kündigung. Um an die Uni zu gehen und zu studieren – was auch immer.
Umso wichtiger ist es daher, zum einen gute und erfahrene Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Zum anderen müssen vorausschauende Personaler schon heute den Weg bereiten für die Mitarbeiter von morgen. Doch wie finden Chefs geeignetes Personal und wie funktioniert Mitarbeiterbindung?
Corona hat es aufgezeigt: Deutschland kann auch digital. Zwar hinkt das Land noch vielen anderen Nationen hinterher, aber Dinge wie Homeoffice und 4-Tage-Woche waren in der Pandemie auf einmal möglich. Auch mit flexiblen Arbeitszeitmodellen wurde den von der Pandemie belasteten Unternehmen die Möglichkeit gegeben, über neue Wege der Mitarbeiterbindung nachzudenken.
Doch es gibt auch Impulse von außen, die den Mitarbeitern bestätigen, dass sie wertgeschätzt werden. Zahlreiche Krankenkassen gehen in die Unternehmen und geben viele wichtige Tipps rund um das Thema Gesundheitsmanagement. „Betriebliches Gesundheitsmanagement bietet effektive Maßnahmen, die nicht nur der Gesunderhaltung der Beschäftigten dienen, sondern auch durchaus die Attraktivität eines Unternehmens erhöhen“, sagt Sandra Kisters-Nuderscher von der AOK Rheinland/Hamburg.
Sich wohlfühlen am Arbeitsplatz, das ist mehr als ein ergonomischer Bürostuhl, gutes Licht und saubere Luft. Ein angenehmes Arbeitsumfeld sowie eine gute Organisation und eine motivierende Führungskultur sind Arbeitnehmern heute ebenso wichtig. Chefs wiederum punkten auch, wenn sie ihren Angestellten regelmäßig Möglichkeiten der Weiterbildung bieten.
Weiterbildung dient der Mitarbeiterbindung
Es besteht kein Zweifel: Weiterbildungsmöglichkeiten sind für die Mitarbeiterbindung optimal geeignet. Sie fühlen sich und ihre Arbeit wertgeschätzt und in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt. Es entsteht eine Positivspirale, die allen zugutekommt. Der Angestellte verspürt eine festere Bindung zu seinem Job. Der Vorgesetzte wiederum kann auf die Loyalität seiner Mitarbeiter zählen. Zahlreiche Gesundheits- und Krankenkassen bieten Schulungs- und Bildungsmaßnahmen für Beschäftigte an, sei es zur Stärkung der Resilienz, zur Achtsamkeit, Teamentwicklung oder zum Konfliktmanagement.
Die kostenfreie Inanspruchnahme von Online-Fitnessstudios, Gutscheine für Seminare, finanzielle Zuschüsse zu Präventionsreisen oder Zusatzversicherungen, individuelle Gesundheitsangebote oder Bonusprogramme sind einige weitere Beispiele, die aufzeigen, wie einfach, aber dennoch effektiv Maßnahmen zur Bindung an das Unternehmen sind.
Karriere um jeden Preis?
Sandra Kisters-Nuderscher ist überzeugt, dass „Arbeiter und Angestellte immer mehr Wert auf Gesundheit und Wohlbefinden legen.“ Sie möchte die regionalen Unternehmen deshalb dazu motivieren, diesen Trend zu nutzen, um die Unternehmensmarke zu stärken und um mit betrieblichem Gesundheitsmanagement zum attraktiven Arbeitgeber zu werden. „Viele der oben genannten Angebote sind für unsere regionalen Partnerfirmen kostenfrei oder werden von uns finanziell bezuschusst“, so die Expertin der AOK Hamburg/Rheinland.
Wer als verantwortlicher Unternehmer beim Vorstellungsgespräch mit solch kleinen, aber feinen Goodies punkten kann, ist dem Mitbewerber schon eine Nasenlänge voraus. Längst wächst eine Generation von Arbeitnehmern heran, die nicht mehr um jeden Preis Karriere machen möchte. Sich intensiv um das Neugeborene kümmern, mehr Zeit für Familie und Freunde haben, weniger arbeiten, auch für weniger Geld, das ist der Trend der Zeit. W
(Heribert Eiden)