Die Frühjahrs-Konjunktur-Umfrage der IHK Köln zeigt, dass sich die Industrie weiter in äußerst schwierigem Fahrwasser bewegt. Die Erwartungen der Unternehmen sind weiterhin negativ, auch wenn die Aussichten insgesamt nicht mehr ganz so trüb sind wie zu Jahresbeginn. Als Hauptprobleme sieht die IHK die schwer berechenbare Energie- und Klimapolitik mit ihren zeitlichen Vorgaben, die ständig wachsende Bürokratie sowie den Fachkräftemangel.
Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, über die aktuelle Situation: „Die weniger schlechten Aussichten dürfen nicht über die strukturellen Risiken hinwegtäuschen.“ Die Politik sei nun gefordert, den Unternehmen schnellstmöglich eine schlüssige Perspektive für Investitionen in Deutschland aufzuzeigen. Die Unternehmen müssten Vertrauen in den Standort Deutschland zurückgewinnen. Deutschland dürfe den Anschluss an andere Industrienationen nicht noch weiter verlieren, so Vetterlein weiter.
Ergebnisse für den gesamten IHK-Bezirk
Der Konjunkturklimaindikator drückt die Gesamtstimmung der Wirtschaft aus. Im Frühjahr stieg er leicht auf 95 Punkte gegenüber 89 Punkten zu Jahresbeginn. Damit liegt er weiterhin deutlich unter dem jahrelang anhaltenden Durchschnitt von 109,6 Punkten. 23 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Lage als schlecht. Das sind zwar zwei Prozent weniger als zu Jahresbeginn, trotzdem bleibt die Geschäftslage weiter angespannt. Denn nur noch 24 Prozent beurteilen ihre Lage als gut. Die Vorumfrage ergab hier noch 29 Prozent. Nur die noch recht gute Lage der Dienstleistungsunternehmen verhindert ein Abgleiten ins Minus.
Insgesamt fallen die Aussichten der Unternehmen in allen Branchen weniger schlecht aus, was hoffen lässt, dass die Talsohle erreicht ist. So erwarten mit 14 Prozent mehr Unternehmen als vorher (Vorumfrage: 10 Prozent), dass sich die Geschäfte verbessern. Schlechtere Ergebnisse erwarten nur noch 24 Prozent (vorher 35 Prozent). Insgesamt betrachtet bewegen sich die Erwartungen aber im negativen Bereich.
Weniger Investitionen
Die insgesamt schlechte Lage schlägt sich auch, laut Konjunkturumfrage, nach wie vor auf die Investitionsneigung der Unternehmen nieder. 24 Prozent planen höhere Investitionen, 31 Prozent wollen jedoch weniger investieren. Auch wenn dies eine leichte Verbesserung gegenüber der Vorumfrage darstellt, erklärt Vetterlein: „Klar wird aber, dass Industrie und Handel deutlich weniger investieren wollen und der Dienstleistungsbereich die schlechten Zahlen nach oben zieht. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen auf dem Spiel steht!“
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt bleibt aufgrund der schwachen Nachfrage und der unklaren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen weiter schwierig. Der Beschäftigungsindikator bleibt bereits zum dritten Mal im Minus. Das bedeutet hier, dass 24 Prozent mehr Unternehmen Personal abbauen wollen und 15 Prozent weniger Unternehmen Personal einstellen. In der Konsequenz stieg im Bezirk der IHK Köln die Arbeitslosenquote leicht an. Dr. Uwe Vetterlein: „Sichtbares Zeichen für einen schwierigeren Arbeitsmarkt ist, dass sich auch die Anzahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr verringert hat.“
Besorgniserregend findet Vetterlein auch, dass 42 Prozent der Unternehmen laut Umfrage von Finanzierungsproblemen sprechen und 19 Prozent sogar über die Liquidität. Im Vergleich zur Vorumfrage haben sich die Finanzierungsbedingungen aber nicht weiter verschärft, was der sich etwas abschwächenden Inflation zuzuschreiben ist.
Lage der Unternehmen in Köln leicht verschlechtert
In Köln beurteilen 29 Prozent der Unternehmen (Vorumfrage: 31 Prozent) ihre aktuelle Lage als gut. 24 Prozent (vorher 29 Prozent) sehen ihre Lage als schlecht. Zudem wollen 31 Prozent weniger und nur noch 25 Prozent mehr investieren und 24 Prozent der Betriebe Stellen abbauen gegenüber 19 Prozent, die Arbeitsplätze schaffen wollen. Als Hauptrisiken sehen 57 Prozent der Kölner Unternehmen den Fachkräftemangel, 57 Prozent die Inlandsnachfrage und 53 Prozent die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.
Unveränderte Lage im Rheinisch-Bergischen Kreis
Im Rheinisch-Bergischen Kreis erscheint die Lage unverändert. Zwar betrachten mit 16 Prozent weniger Unternehmen als zu Beginn des Jahres (23 Prozent) ihre Lage als gut, aber mit 19 Prozent (30 Prozent) bezeichnen auch weniger Unternehmen ihre Situation als schlecht. Insgesamt sind die Betriebe hier weniger pessimistisch, denn elf Prozent (vorher fünf) gehen von einer Verbesserung aus. Und nur noch 25 Prozent (gegenüber 42 Prozent) gehen von einer schlechteren Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten aus. Hauptrisiken sind für 59 Prozent die Inlandsnachfrage, für 58 Prozent der Fachkräftemangel und für 56 Prozent die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.
Rhein-Erft-Kreis mit kleinen Veränderungen
Wenig Veränderungen gibt es im Rhein-Erft-Kreis. 24 Prozent der Unternehmen (Vorumfrage: 24 Prozent) sehen die Lage als gut an, 20 Prozent als schlecht (vorher 24 Prozent). Deutlich besser sehen die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate aus. Weiterhin acht Prozent sehen eine bessere Geschäftsentwicklung, allerdings nur noch 19 Prozent (38 Prozent) eine schlechtere. Hier gehen rund drei Viertel Unternehmen von einer gleichbleibenden Situation aus. Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die Betriebe zu 66 Prozent im Fachkräftemangel, zu 52 Prozent in der Inlandsnachfrage und 48 Prozent in den Energiepreisen.
Schlechtere Ergebnisse für den Oberbergischen Kreis
Verschlechtert hat sich die Lage im Oberbergischen Kreis. Nur noch 13 Prozent der Unternehmen (vorher 16 Prozent) bewerten ihre Lage als gut, 33 Prozent dagegen eher schlecht (31 Prozent). Allerdings blicken sie dafür deutlich positiver in die Zukunft. 15 Prozent (vorher 10) sind überzeugt, dass sich ihre Lage in den kommenden zwölf Monaten verbessert. Zudem glauben nur noch 24 Prozent (vorher 44 Prozent) an eine schlechtere Entwicklung. Hier sehen 71 Prozent der Unternehmen die Hauptrisiken für die Zukunft in der Inlandsnachfrage, 58 Prozent in den Arbeitskosten und 57 Prozent im Fachkräftemangel.
(Monika Eiden)
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 04 / 2024
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