Knappe Rohstoffe, mangelnde Vorprodukte, rasant steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie fehlende Arbeitskräfte machen den regionalen Betrieben Probleme und dämpfen die Konjunktur. Das zeigen die aktuellen Umfragewerte der IHK Köln zur Konjunktur.
Der Konjunktur-Klimaindikator für den IHK-Bezirk Köln ist von 117,9 auf 112,7 Punkte gefallen. Dieser Wert verdeutlicht, dass die Region immer noch auf einem Wachstumskurs ist. Mit 112,7 Punkten liegt der Wert über dem langjährigen Durchschnitt von 111 Punkten und im Vergleich zur Erhebung im Coronawinter 2020/2021 um 15 Punkte höher. Die gute Nachricht ist, dass die Nachfrage nach den Produkten und Diensten vieler Unternehmen weiter groß ist“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Vetterlein und führt fort: „Lieferprobleme, der starke Preisanstieg bei der Energie und Vorprodukten sowie der Fachkräftemangel kosten die regionale Wirtschaft aber Wachstum, weil Aufträge nicht oder nur verzögert abgearbeitet werden können.
Aufgrund dieser Schwierigkeiten sind die Zukunftsaussichten derzeit verhaltener. Die Bewertung bezüglich der Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sank im Vergleich zur Befragung im Herbst 2021 von 9,5 auf 2,3 Punkte. Das heißt, dass die Zahl derer, die an eine Verbesserung ihrer Geschäftslage in Zukunft glaubt, nur unwesentlich größer ist, als die Zahl derjenigen, die eine Verschlechterung ihrer Situation befürchtet. Eine positive Erwartungshaltung haben Betriebe aus den Branchen: Versicherungswirtschaft, Kreditwirtschaft, Immobilienwirtschaft, chemische und pharmazeutische Industrie sowie der Einzelhandel. Pessimistisch sind weiterhin die Branchen, die besonders hart von der Corona-Pandemie betroffen sind, wie vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe. Sie blicken weiterhin mit einer schlechten Erwartungshaltung in die Zukunft.
Als größtes aktuelles Problem für die Unternehmen in der Region sehen die Befragten im IHK-Bezirk Köln die hohen Energie- und Rohstoffpreise. 70 Prozent geben dies an. Ähnlich viele sehen den Fachkräftemangel als größtes Geschäftsrisiko. Eine kalkulierbare Ausgestaltung der Energiewende, eine bessere Berufsorientierung in den Schulen und gute Integrationsperspektiven für Fachkräfte aus dem Ausland müssen daher im Fokus der Wirtschaftspolitik stehen, wenn wir Wertschöpfung und Wohlstandsniveau in Deutschland halten und ausbauen wollen“, sagt Vetterlein.
Die IHK Köln glaubt, dass angesichts des möglicherweise vorgezogenen Kohleausstiegs und durch den demografischen Wandel die Skepsis und Verunsicherung künftig noch weiter steigen werden. „Es wird jetzt darauf ankommen, ob zum Beispiel bei Planungs- und Genehmigungsprozessen die versprochene Beschleunigung der Verfahren wirklich gelingt. Mit dem Rheinischen Revier und den vielen Industrieunternehmen in energieintensiven Branchen steht gerade für unsere Region viel auf dem Spiel“, so Vetterlein.
In der Winterumfrage 2021/2022 (hier zu Download) ist der Lageindikator per saldo geringfügig um 2,7 Punkte gesunken. 40 Prozent der Unternehmen melden derzeit eine gute Geschäftslage, 16 Prozent geht es dagegen schlecht. Mit 70 Prozent bewertet der Großteil aller Teilnehmer an der Umfrage die eigene Finanzlage als unproblematisch. 15 Prozent hingegen kämpfen mit Eigenkapitalrückgängen sowie Liquiditätsengpässen. Die Befragten bekommen aktuell die ungewöhnlich starke Inflation zu spüren. Über steigende Anschaffungskosten und Lieferschwierigkeiten klagen viele Unternehmen. 90 Prozent sind von Preissteigerungen betroffen. In der Industrie klagen fast alle Befragten über zuletzt deutlich gestiegene Anschaffungskosten, bspw. für Energie. 75 Prozent der Industriebetriebe sind sogar von erheblichen Preisanstiegen betroffen.
Ähnlich hart treffen die Preissteigerungen den Einzelhandel. 95 Prozent der befragten Einzelhändler geben an, dass sie unter Preisanstiegen leiden. Das Problem von Lieferschwierigkeiten betrifft darüber hinaus mittlerweile alle Branchen. Dass sich diese Situation schnell wieder verbessert, glaubt nur ein Bruchteil der Teilnehmer in der Region. Das Problem dürfte noch länger anhalten.
Unternehmen, die Waren ins Ausland exportieren, melden aktuell gedämpfte Erwartungen. Sie zeigen sich deutlich zurückhaltender als noch bei der Konjunkturumfrage im Herbst 2021. 16 Prozent gehen davon aus, dass sich das Exportvolumen künftig erhöht (Vorher: 24 Prozent). 15 Prozent der exportorientierten Betriebe gehen von einem geringeren Volumen aus. Allerdings zeigen sie sich bei Investitionen im Ausland wieder aktiver. 42 Prozent, die im Ausland aktiv sind, gehen von höheren Auslandsinvestitionen aus (Vorher: 22). Lediglich zehn Prozent der Befragten (Vorher: 22) wollen sich künftig stärker zurückhalten.
Das Thema Umweltschutz rückt bei den Unternehmen immer stärker in den Fokus. Bereits seit 2016 investieren sie im IHK-Bezirk Köln stärker in nachhaltige Prozesse und die Umwelt. Aktuell planen 27 Prozent Investitionen in den Umweltschutz. Der größte Investitionsbedarf bleibt aber weiterhin der Ersatzbedarf, 63 Prozent der Befragten geben diesen Investitionsgrund an. Weitere Motive für Investitionen sind Rationalisierung (37), Produktinnovation (33) und die Ausweitung von Kapazitäten (29). Allerdings gehen Investitionen in den letztgenannten Bereich häufig gleichzeitig mit einem positiven Effekt auf die Umwelt einher.
Die Einstellungsbereitschaft in der Region hat sich nur geringfügig verändert, ist allerdings etwas zurückhaltender als noch zuvor. 26 Prozent der Befragten wollen ihr Personal aufstocken, 15 Prozent wollen Personal reduzieren. Mit 59 Prozent geben die meisten Arbeitgeber an, dass sie den bisherigen Beschäftigungsstamm unverändert halten wollen. Industriebetriebe, die Dienstleistungswirtschaft sowie der Großhandel gehen aktuell davon aus, dass sie einen höheren Personalbedarf haben werden. Im Vergleich dazu wollen Teilnehmer an der Umfrage aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe, Papier-, Verlags- und Druckgewerbe sowie der Elektroindustrie künftig mit weniger Arbeitskräften arbeiten.
Nachdem sich zum Herbst die Zahlen im stark von der Corona-Pandemie gebeutelten Hotel- und Gaststättengewerbe wieder etwas erholen konnten, ist der kurz anhaltende Aufschwung bereits wieder dahin. Im Vergleich zur Vorumfrage bewerteten die Betriebe ihre Lage noch einmal deutlich schlechter als bereits zuvor (Rückgang um 45 Punkte). Sie sehen sich einer ähnlichen Lage wie zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 gegenüber. Auch die Erwartungshaltung ist noch einmal deutlich pessimistisch. Kaum ein Teilnehmer an der Umfrage will derzeit investieren oder mehr Arbeitsnehmer einstellen. Dafür fehlt ihnen das Geld und die Nachfrage.
„Das Hotel- und Gaststättengewerbe leidet wie die Veranstaltungsbranche weiterhin massiv unter den Corona-Einschränkungen“, sagt Hauptgeschäftsführer Vetterlein. Weiterhin erklärt er: „Diese Branchen sind derzeit von der allgemeinen Konjunkturentwicklung abgehängt und weiterhin auf staatliche Hilfsmaßnahmen angewiesen, solange die Einschränkungen so massiv bleiben“. Dazu kommt noch, dass die Branche seit der Coronakrise unter einem ausgeprägten Personalmangel leidet. Viele Angestellte haben in den vergangenen Jahren die Branche gewechselt und stehen nun nicht mehr zur Verfügung. Auch die Anfrage auf dem Ausbildungsmarkt ist derzeit sehr begrenzt.
Die Lage und die Erwartungshaltung der Betriebe aus der Stadt Köln haben sich im Vergleich zur Erhebung vom Herbst 2021 kaum verändert. 43 Prozent geben eine gute Geschäftslage an, 16,6 Prozent geht es schlecht. Jedes fünfte Unternehmen glaubt an eine positive Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Allerdings ist die Investitionsbereitschaft im Vergleich zum Herbst leicht gesunken. Dennoch will jeder Dritte höhere Investitionen tätigen, allerdings möchte auch jeder Fünfte künftig weniger investieren. Etwa 30 Prozent wollen künftig mehr Personal beschäftigen, 15 Prozent der Befragten planen in Zukunft mit weniger Personal. Als Hauptrisiken für ihre Tätigkeit nennen sie den Fachkräftemangel, die Energie- und Rohstoffpreise sowie die Inlandsnachfrage.
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