Köln hat in den letzten Jahren viel in Sachen Digitalisierung erreicht. Und auch in den nächsten Jahren gibt es noch viel zu tun. DIE WIRTSCHAFT KÖLN hat mit Michael Müller-Berg, Leiter Partnermanagement Geschäftskunden bei Telekom Deutschland, über digitale Transformation und die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Köln gesprochen.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Herr Müller-Berg, Sie verantworten das Partnermanagement im Geschäftskundenbereich der Telekom Deutschland und sind gleichzeitig als Telekom-Stadtrepräsentant für Köln tätig. Wie wichtig sind Kooperationen und Partnerschaften für einen Konzern wie die Telekom?
Michael Müller-Berg: Die Telekom Deutschland ist seit Jahren als partnerorientiert bekannt. Allein in meinem Bereich haben wir mit ca. 5.500 Partnern für Geschäftskunden eines der größten Ökosysteme in Deutschland. Gemeinsam digitalisieren wir den deutschen Mittelstand. Allein in den letzten sechs Jahren sind etwas mehr als 1.000 Partner dazugekommen, vorwiegend im IT- und Cloud-Bereich.
Leitthema der Telekom: Digitalisierung. Einfach. Machen.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Eines der Leitthemen Ihres Unternehmens lautet: Digitalisierung. Einfach. Machen. Sie sind angetreten, den deutschen Mittelstand zu digitalisieren. Wie weit sind die Unternehmen in diesem Land bzw. in Köln?
Michael Müller-Berg: Wir wollen unsere Kunden zu Fans machen. Jedes Unternehmen hat Interesse daran, seinen Umsatz und sein Ergebnis zu steigern, bei gleichzeitiger Produktivitätserhöhung. Seit 2016 haben wir mehr als 50.000 Geschäftskunden in die Cloud begleitet und fördern hier den gemeinsamen Erfahrungsaustausch. Als langjähriger Kölner schaue ich natürlich auch auf die digitale Entwicklung der Stadt. Das Bild ist gemischt. Wir sind in der IT gut unterwegs, aber die Big Player der IT-Industrie haben sich überwiegend in München angesiedelt. Allerdings verfügt NRW und damit Köln über eine starke Wirtschaftskraft und die großen Telekommunikations-Player sind überwiegend in der Rheinschiene angesiedelt.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Der Digitalisierungsgrad zahlt ein auf die Wettbewerbsfähigkeit. Wie wettbewerbsfähig ist die viertgrößte Stadt Deutschlands?
Michael Müller-Berg: Eine Regel gilt immer: Firmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad verfügen über eine höhere Kundenbindung und weisen bessere Finanzzahlen als ihre Wettbewerber auf. Köln verfügt über eine positive Anziehungskraft für jüngere Menschen und den Arbeitsmarkt. Wir selbst sind mit ca. 4.200 Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber in der Domstadt. Wichtige Telekom-Marken wie Congstar, Detecon und GlasfaserPlus sind in Köln ansässig. Die Wettbewerbsfähigkeit ist absolut gegeben: 91 Prozent der Bevölkerung sind mit mehr als 100 Mbit/s versorgt, im Mobilfunk mit 5G können wir eine Versorgung zu 98 Prozent sicherstellen.
Rund drei Millionen Glasfaseranschlüsse in 2023
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Die Bereitstellung von Telekommunikationsinfrastruktur ist die notwendige Bedingung für eine erfolgreiche Transformation. Wie sehen Sie sich hier positioniert?
Michael Müller-Berg: Alleine in 2023 baut die Telekom in ganz Deutschland zwischen 2,5 und 3 Millionen Glasfaseranschlüsse. Dies ist ein Anteil von ca. 60 Prozent aller Infrastrukturmaßnahmen. In Köln werden bis 2025 weitere 100.000 Haushalte mit Glasfaser versorgt. Zudem wird der Mobilfunk mit 5G dynamisch ausgebaut, da Endkunden zunehmend nach Bündelangeboten fragen.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Über 5G und „flächendeckendes Netz“ wird viel diskutiert. Wie viel Netzabdeckung ist erforderlich und überhaupt wirtschaftlich darstellbar?
Michael Müller-Berg: Wir streben immer die maximale Netzabdeckung und -leistung im Sinne des Kunden an. Logischerweise sind auch wirtschaftliche Überlegungen zu berücksichtigen. Infrastrukturaufbau als kapitalintensives Geschäft ist ein Marathon. Allerdings ist die Telekommunikationsbranche nicht so krisenanfällig, weshalb die letzten Jahre Finanzinvestoren in diesen Markt eingestiegen sind. Dies sieht man speziell im Bereich des Glasfaserausbaus. Köln partizipiert hier nicht zuletzt von der GlasfaserPlus-Ansiedlung.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Ist der Föderalismus der „natürliche Feind“ einer erfolgreichen Digitalisierungsstrategie?
Michael Müller-Berg: Das würde ich persönlich nicht so sehen. Die Politik muss bestmögliche Rahmenbedingungen schaffen, damit die Digitalisierung der Wirtschaft beschleunigt wird. Positiv zu erwähnen sind hier die existenten regionalen und bundesweiten Wirtschaftsförderprogramme. Seitens Telekom haben wir hier extra ein Programm namens „Schubkraft“ mit mehr als 40 Kollegen ins Leben gerufen, welche die Kunden bei der Beantragung von Fördermitteln unterstützen.
DigitalX in Köln größte Digitalisierungsinitiative
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Mit der „Digital X“ hat die Telekom 2018 die größte Digitalisierungsinitiative auf den Weg gebracht. Köln ist für zwei Tage die modernste Stadt Europas. Warum hat sich die Telekom für den Standort Köln entschieden?
Michael Müller-Berg: 2018 wurde die Digital X als Europas führende Digitalisierungsinitiative ins Leben gerufen. Im Großraum Köln/Bonn arbeiten mehr als 20.000 Menschen für unseren Konzern. Von daher lag es auf der Hand, zum Start nach Köln zu gehen. Das Konzept ist aufgegangen. Allein im Jahr 2022 hatten wir mehr als 50.000 Geschäftskunden an zwei Tagen vor Ort, dabei viele Entscheider. Mehr als 300 innovative IT- und Cloud-Partner waren vor Ort, zudem um die 280 hochkarätige Speaker und 90 Entertainment Acts auf 15 Bühnen.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Wie viel „Digital X“ steckt in Köln und wie viel Köln in der „Digital X“?
Michael Müller-Berg: Köln ist innovativ und kreativ. Unsere Unternehmenszentrale liegt in Bonn. Also hatten wir kurze Wege, was gerade in der Startphase eines solchen Projektes wichtig ist. Die DigitalX hat sich dann – bedingt durch Corona – in der Stadt weiterentwickelt: vom klassischen Messe-Event hin zum Event an den Ringen im Herzen der Stadt. Die Gastro- und Hotelbranche war begeistert und dort wurde auch das Entertainment-Format „Kölsche Nacht“ ins Leben gerufen, welches fast alle in Köln bekannten Bands berücksichtigt. Mehr Köln geht nicht!
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: „Köln ist die digitalste Stadt Deutschlands.“ Wie sähe Ihr Masterplan aus?
Michael Müller-Berg: Der Aufbau von Digitalisierungs-Know-how benötigt einen mehrjährigen Umsetzungsplan. Wichtige Bausteine sind hier die Berücksichtigung der großen Trends: Sicherheit, Industrial Analytics, Cloud, User Experience, Automation, Virtualization. Zudem müssen Sie die aktuellen Geschehnisse dynamisch berücksichtigen. Genannt sei hier das Thema Chip-Mangel oder Lifecycle-Management der Hightechindustrie. Wir sind als Telekom mit der KölnBusiness in einem sehr guten Austausch. 80 Prozent der Hidden Champions sind ja bereits heute unsere Kunden. Erwähnt sei zum Schluss aber auch der notwendige Investitionsbedarf. Für einen digitalen Fortschritt benötigen wir aktuell drei bis vier Prozent der Investitionen in Relation zum deutschen Bruttoinlandsprodukt. Hier stehen wir aktuell bei 1,4 Prozent. Es bleibt also noch viel zu tun.
DIGITAL X
Die von der Telekom 2018 auf den Weg gebrachte Digital X ist Europas führendste Digitalisierungsoffensive. Im Jahr 2022 fand sie mit großem Erfolg live im Herzen von Köln statt. Und die Fakten sprechen für sich: Im Rahmen der Digital X 2022 …
- gab es 15 Bühnen, verteilt auf vier Kölner Quartiere
- konnten prominente Sprecher wie Dr. Wladimir Klitschko, Jessica Alba etc. gewonnen werden
- wurden 50.000 Besucher gezählt
- waren 300 Partner vor Ort
- sprachen 300 Top-Speaker
- fanden 300 Tours und Workshops statt
- hatten die Livestreams 195.000 Viewer
- gab es 90 Live Entertainment Acts
- stieg die Media Reichweite um 286 Prozent zum Vorjahr
- konnten die Partner 26.500 Leads generieren
Die nächste Digital X findet vom 20. bis 21. September 2023 statt.
Bildquellen
- Digital X 2022 Sprecher: Deutsche Telekom AG / Jörg Heupel
- Digital X 2022 Bühne: Deutsche Telekom AG
- Portrait Michael Müller-Berg / Titelbild: Norbert Ittermann