Interviews & Portraits

“Größtes Thema ist die nicht vorhandene Planbarkeit”

Wie reagiert man am effektivsten auf eine Krise? Mit Expansion, so die Antwort der Kapelou-Geschäftsführung, die 2021 gründete. Als Experte in der Fertigung und Installation von voll automatisierten Warenlager und Logistikzentren, stellt sich das Jungunternehmen aus Bergisch Gladbach robust gegen aktuelle Herausforderungen. Die Wirtschaft sprach mit CEO Tobias Frohn über die Überwindung von Unsicherheiten und die Schaffung von Sichtbarkeit.  

Die Wirtschaft: Wie ist Ihr Unternehmen durch die Pandemie gekommen? Mit welchen Risiken hatten Sie zu kämpfen? Gab es womöglich auch Chancen, die ergriffen werden konnten?

Tobias Frohn: Die Gründung der Kapelou Europe GmbH hat erst Mitte 2021 stattgefunden. Somit hatten wir keine erhöhten Probleme durch die Pandemie.

 

Die Wirtschaft: Hat sich durch die Ukrainekrise eine weitere Belastung ergeben? Welche Folgen hat der Krieg für Ihr Unternehmen genau?

Tobias Frohn: Das Mutterhaus der Kapelou Europe GmbH ist die Kapelou LLC mit Sitz in Kiew. Kapelou entwickelt, fertigt und montiert in der Ukraine. Dadurch sind wir direkt und stark vom Krieg in der Ukraine betroffen. Der Bedarf an unseren Lösungen und Produkten, Automatisierung von Intralogistik Prozessen, ist durch den Krieg und die dadurch entstandene Krise eher gestiegen. Die Notwendigkeit, automatisierte Prozesse einzuführen und wieder mehr auf lokale Warenlager zu setzen, steigt.

 

Tobias Frohn: „Letztlich hängt alles von der Dauer des Krieges ab”

 

Die Wirtschaft: Wie sehen Sie die Chancen für eine schnelle positive Änderung der wirtschaftlichen Situation?

Tobias Frohn: Die Wachstumschancen der Kapelou Europe GmbH sind sehr gut. Auch das Mutterhaus, die Kapelou LLC, sieht sehr gute Chancen für eine positive Entwicklung. Hauptfaktor ist für uns die Dauer des Krieges in der Ukraine.

 

Die Wirtschaft: Wie ist Ihre allgemeine Einschätzung zur gegenwärtigen Wirtschaftssituation bezogen auf Ihr Unternehmen und auf die allgemeine wirtschaftliche Gesamtsituation?

Tobias Frohn: Die wirtschaftliche Gesamtsituation ist nicht schlecht. Die Kapelou Europe GmbH kämpft mit den üblichen Themen eines jungen und neuen Marktplayern. Diese sind aber mithilfe des Mutterhauses zu überwinden und zu meistern. Die allgemeine wirtschaftliche Situation ist sehr schwierig. Themen wie die Verfügbarkeit von Waren und Arbeitskräften verunsichert viele Unternehmen. Aktuell ist das größte Thema die nicht vorhandene Planbarkeit.

 

Die Wirtschaft: Welche Maßnahmen haben Sie getroffen für ein Gegensteuern?

Tobias Frohn: Wir brauchen keine Gegenmaßnahmen zu treffen.

 

Die Wirtschaft: Ist der Personalstand unverändert? Welche Rolle spielt der Fachkräftemangel für Ihr Unternehmen? Welche Maßnahmen wenden Sie an, um qualifiziertes Personal zu finden?

Tobias Frohn: Der Fachkräftemangel ist für uns nur am Rande ein Thema. Aktuell sind alle Stellen gut besetzt und es besteht kein Bedarf an weiteren Mitarbeitern. Dies kann sich unter Umständen in naher Zukunft ändern.

 

Die Wirtschaft: Ist bei Ihnen Homeoffice möglich? Wenn ja, seit wann?

Tobias Frohn: Wir arbeiten in einem sehr flexiblen Modell. Aufgrund der ohnehin stark verstreuten Mannschaft in der Firmengruppe ist der Ort des Arbeitens für uns nicht entscheidend.

 

Tobias Frohn: “Wichtig ist Sichtbarkeit – Wirtschaftsverbände sind dabei hilfreiche Partner”

 

Die Wirtschaft: Was erwarten Sie von der Landes-/Bundesregierung als wirtschaftsunterstützende resp. fördernde Maßnahmen? Halten Sie aktuelle Hilfsangebote wie beispielsweise die Entlastungspakete für ausreichend?

Tobias Frohn: Wir erhalten keine Förderungen und haben keine allgemeinen Erwartungen.

 

Die Wirtschaft: Was erwarten Sie in der gegenwärtigen Situation von der Stadt Köln oder von Wirtschaftsverbänden?

Tobias Frohn: Für uns ist der Aufbau von Sichtbarkeit das größte Thema. An der Stelle sind Wirtschaftsverbände sehr hilfreich und versprechen gute Unterstützung.

 

Die Wirtschaft: Welche Verbände spielen für Sie eine wichtige Rolle? Wie läuft hier die Zusammenarbeit zwischen den Parteien?

Tobias Frohn: Wir kommunizieren mit der RBW und NRW Global Business. Bei beiden sind persönliche Ansprechpartner benannt. Diese stehen für Rückfragen und gemeinsame Aktivitäten zur Verfügung.

 

Tobias Frohn: “In Sachen Digitalisierung sehe ich dringenden Handlungsbedarf”

 

Die Wirtschaft: Ist die Stimmung für Sie nachvollziehbar oder sehen Sie zu viel Schwarzmalerei?

Tobias Frohn: Je nach Branche und Geschäftsmodell kann ich die Stimmung nachvollziehen. Ich denke aber, dass Basis vieler Diskussionen und stimmungstreibender Meldungen zu negative Szenarien sind. Hier werden “Worse Case” Szenarien betrachtet, die sicherlich benannt, aber dennoch relativiert werden müssen.
Die Wirtschaft: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel für Ihr Unternehmen? Welche Schritte ergreifen Sie zur Reduktion von Emissionen?

Tobias Frohn: Im Moment gibt es keine nennenswerten Auswirkungen für Kapelou.

 

Die Wirtschaft: Welche Rolle spielt die voranschreitende Digitalisierung für Ihr Unternehmen? Wo sehen Sie hier Handlungsbedarf?

Tobias Frohn: Die Digitalisierung ist wichtig für Kapelou. Unsere Produkte und Systeme bauen sehr stark darauf auf. Wir sehen, dass es bei unseren Kunden eine weitestgehend gute Ausstattung gibt. Bei Kommunen und Behörden erleben wir einen sehr schlechten Stand der Digitalisierung. Hier ist dringender Nachholbedarf vorhanden.

 

Herr Frohn, vielen Dank für das Gespräch!

Bildquellen

  • Lager Kapelou Europe GmbH: Kapelou Europe GmbH
  • Tobias Frohn Kapelou Europe GmbH: Kapelou Europe GmbH
  • Logistikhalle Kapelou Kapelou Europe GmbH: Kapelou Europe GmbH
  • Logistik Box Kapelou Europe GmbH: Kapelou Europe GmbH
  • Halle Beförderung Kapelou Europe GmbH: Kapelou Europe GmbH
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