Die Medizin ist in Deutschland hochtechnisiert – außer wenn es um die Datenübertragung geht. Vieles spricht aber dafür, dass sich das ändert und der Postbote bald nicht mehr die Röntgenbilder bringt.
MRT-Röhren im Wert von Hunderttausenden Euro, Kamera-Systeme, die durch kleinste Öffnungen in den Körper eingeführt werden und hochauflösende Bilder liefern, sowie allen voran Ärztinnen und Ärzte, die sich stetig fortbilden – die Qualität der medizinischen Versorgung in Deutschland ist bei aller Kritik hoch. Gilt es jedoch, Informationen zwischen unterschiedlichen medizinischen Einrichtungen auszutauschen, fällt die Medizin hierzulande mitunter auf einen Stand zurück, der eher an die Zeiten von Medizinpionier Robert Koch (1843-1910) erinnert denn an Hightech.
Dr. Reinhard Zietz weiß das aus eigener Erfahrung. „In den Arztpraxen ist heute intern meistens schon alles digital abgespeichert“, sagt Zietz, „aber in dem Moment, wo es darum geht, Daten mit Dritten auszutauschen, fallen wir quasi 100 Jahre zurück.“ So werden noch immer medizinische Daten mit der Post verschickt, gespeichert auf einem USB-Stick oder einer CD-ROM. Obwohl es datenschutzrechtlich kritisch sei, sagt Zietz, werden zudem viele medizinische Dokumente noch immer via Fax ausgetauscht. Zietz ist Anästhesist und tätig am gynäkologischen MVZ am OPZ Hürth, einem von mehreren Medizinischen Versorgungszentren der MVZ Rhein-Kreis Neuss Kliniken GmbH.
Welches Potenzial dagegen der schnelle und sichere Online-Datenaustausch in der Medizin hat, erklärt Zietz an einem Beispiel. Das Praxisteam untersucht eine Patientin, die unter Beschwerden im Bauchraum leidet, im Hürther OPZ nach der ersten Untersuchung und Anamnese mithilfe von sogenannten bildgebenden Verfahren und führt zum Beispiel eine Gebärmutterspiegelung durch. Dabei entsteht eine ganze Reihe von hochauflösenden Bildern und Videos, die den behandelnden Ärztinnen und Ärzten helfen, die Ursache für die Beschwerden der Patientin zu identifizieren.
Deuten die Bilder darauf hin, dass ein größerer Eingriff erforderlich wird, müssen sie die Patientin an eine Klinik überweisen, da im Hürther OPZ ausschließlich ambulante Eingriffe durchgeführt werden. Und hier beginnt das Problem: „Im Moment drucken wir die Bilder meistens noch aus, denn viele Kliniken können oder wollen solche Daten bislang nicht online empfangen. Ich hoffe, dass wir bald mehr solcher datenintensiven Übertragungen machen können. Wir wären bereit“, sagt Zietz. Schließlich ist das OPZ an das schnelle Glasfasernetz von NetCologne angebunden.
„Das Beispiel zeigt sehr anschaulich, wie wichtig eine schnelle und verlässliche Verbindung ins Netz für Unternehmen und Institutionen aus dem medizinischen Bereich ist. Wir wissen aber auch aus vielen anderen Bereichen, dass der Bedarf an schnellen Datentransfers Jahr für Jahr wächst“, sagt Timo von Lepel, Geschäftsführer von NetCologne. In der Industrie etwa werden zunehmend große Mengen von Daten ausgetauscht, um zum Beispiel Maschinen aus der Ferne zu warten oder zu programmieren. Hinzu komme der Trend zum dezentralen Arbeiten. „In Verbindung mit dem steigenden Datenbedarf im privaten Bereich gehen deshalb alle Experten davon aus, dass das Datenvolumen in den kommenden Jahren weiter steigt.“
Vor diesem Hintergrund forciert NetCologne den Netzausbau in Köln und der Region weiter. Schon heute betreibt das Kölner Telekommunikationsunternehmen ein Netz mit einer Leitungslänge von insgesamt 29.500 Kilometern Glasfaser und erreicht damit in Köln drei von vier Haushalten. Zum Vergleich: In Deutschland ist insgesamt erst rund ein Viertel der Haushalte via Glasfaser angebunden. Dabei sind glasfaserbasierte Kommunikationsnetze die modernste und bei Weitem die schnellste Möglichkeit, online zu gehen. Sie übertragen Daten mit Lichtgeschwindigkeit, verbrauchen zudem weniger Energie und sind weitaus verlässlicher als herkömmliche Kupferkabel.
Für mit Glasfaser angebundene Geschäftskunden bietet NetCologne Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde. Auf Wunsch ist sogar ein noch schnellerer Datentransfer möglich. „Ein weiterer großer Vorteil der Glasfaser ist, dass sie skalierbar ist. Wer über einen solchen Anschluss verfügt, ist auf alle zukünftigen Entwicklungen vorbereitet, die größere Datentransfers erfordern, etwa in Bereichen wie künstlicher Intelligenz, Virtual Reality oder Internet of Things“, sagt von Lepel. Folgerichtig betrachten laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov 82 Prozent der deutschen Unternehmen hohe Bandbreiten als einen wichtigen Standortfaktor. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen ohne Glasfaseranschluss geht zudem davon aus, einen solchen mittelfristig zu benötigen.
Auch bei der klassischen Kommunikation via Telefon bietet NetCologne Lösungen, die viele Unternehmen nach vorne bringen. So nutzt auch das OPZ Hürth IP-Telefonie anstatt einer traditionellen analogen Telefonanlage. „Durch die IP-Telefonie haben unsere Kommunikationsmöglichkeiten eine neue Stufe erreicht“, sagt Zietz. Im Vertretungsfall könnten Anrufe nun viel leichter umgeleitet werden. Mit einer digitalen Telefonie-Anlage werde es auch möglich, im Praxisverbund eine zentrale telefonische Annahme für mehrere Praxen zu organisieren, so Zietz. Im Gesundheitswesen, wo Personal und Ressourcen nicht zuletzt aufgrund des Fachkräftemangels häufig knapp sind, erleichtere diese neue Flexibilität den Praxisalltag erheblich.
In der Medizin dürfte auch die Gesetzgebung den Trend zur Digitalisierung weiter verstärken. Ab dem 1. Januar 2024 müssen Patienten aktiv widersprechen, wenn sie nicht möchten, dass eine elektronische Patientenakte (ePA) für sie angelegt wird. In der ePA werden auch datenintensive Formate wie Röntgenbilder abgelegt, um unterschiedlichen behandelnden Ärzten einen schnellen und sicheren Zugriff auf solche wichtigen Daten zu ermöglichen. Durch den bevorstehenden Wechsel vom Opt-in- zum Opt-out-Prinzip dürfte die Verbreitung der ePA deutlich steigen – und damit auch der Bedarf an schnellen Leitungen, um hochauflösende Bilder und Videos schnell in die elektronische Akte einpflegen und herunterladen zu können.
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 06.2023
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