In einer Zeit, in der die Arbeitswelt durch tiefgreifende Veränderungen und Herausforderungen geprägt ist, ist die Frage „Kann die 4-Tage-Woche wirklich funktionieren?“ relevanter denn je. Diese Frage ist nicht nur ein theoretisches Gedankenspiel, sondern eine praktische Überlegung, die Millionen Menschen weltweit umtreibt und die kontrovers diskutiert wird. In dem kürzlich erschienenen Buch „Gamechanger 4-Tage-Woche“ nimmt Andreas Schollmeier diese Diskussion auf und teilt seine direkten Erfahrungen mit der Implementierung der 4-Tage-Woche in seiner Steuerkanzlei, einem Wachstumsunternehmen mit 18 Mitarbeitern.
Das Buch liefert einen einzigartigen Einblick in die praktische Umsetzung der 4-Tage-Woche. Das Team von Andreas Schollmeier präsentiert nicht nur theoretische Analysen, Überlegungen oder Studien wie andere Bücher zu dem Thema, sondern vor allem eigene positive Erfahrungen mit dieser Form der Arbeitszeitreduzierung. Durch die Darstellung der Schlüsselfaktoren, die in der Steuerberatungskanzlei Andreas Schollmeier zum Erfolg geführt haben, bietet das Buch einen praktischen Leitfaden für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen, um die Produktivität zu steigern, die Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern und eine gesündere Work-Life-Balance zu erreichen sowie bessere Mitarbeiter für das Unternehmen zu gewinnen.
Der Tenor des Buches lautet: Die 4-Tage-Woche funktioniert, wenn sie Anlass für bessere Arbeitsbedingungen ist. Wenn wir lernen, smart zu arbeiten. Wenn wir lernen, unsere Arbeit schneller zu erledigen und in einem Team gemeinsam das Ziel einer kürzeren Arbeitswoche erreichen, dann wird die 4-Tage-Woche zum Gamechanger. Dafür braucht es allerdings eine Führung, welche das Vertrauen in die Mitarbeiter hat. Und es braucht ein Team an Mitarbeitern, welches sich gegenseitig unterstützt sowie leistungsbereit die gleiche Arbeit in kürzerer Zeit schaffen will. Dabei ist es entscheidend, dass Arbeit so attraktiv und gesund gestaltet wird, dass durch schlankere Arbeitsabläufe und sinnvolle Betätigungen Arbeit positiv wahrgenommen wird.
Für die Arbeitnehmer sind die positiven Effekte bei einer 4-Tage-Woche täglich spürbar. Die eigene Wertschätzung steigt und zusätzlich haben die Arbeitnehmer mehr Freizeit zur Erholung und Förderung der Gesundheit, für Sport und Familie sowie Ehrenamt und die Pflege von Angehörigen. Eltern bekommen endlich Beruf und Familie „unter einen Hut“.
Und was hat die 4-Tage-Woche Andreas Schollmeier als Unternehmer gebracht? Er hat keinen Fachkräftemangel mehr. Er kann sich freitags darauf fokussieren, an dem Unternehmen zu arbeiten und dies strategisch weiterzuentwickeln. Letztlich gab es ihm die Freiheit, am Wochenende „die Füße hochzulegen“ und Zeit mit seiner Frau und seinen drei wundervollen Kindern zu verbringen.
Das Ganze hat er umgesetzt durch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 32 Stunden. Dabei hat er das Gehalt der Mitarbeiter sogar nach einiger Zeit erhöht. Der Umsatz und der Gewinn des Unternehmens sind dabei gestiegen. Arbeitsleistung ist daher wohl eher eine Frage der Motivation und des eigenen Zeitmanagements statt der Länge der wöchentlichen Arbeitszeit.
DIE WIRTSCHAFT wollte mehr über Buchautor Andreas Schollmeier, dessen Mitarbeiter seit 2022 nur noch vier Tage pro Woche bei gleichbleibendem Gehalt arbeiten, und seine Ideen erfahren und sprach mit ihm.
DIE WIRTSCHAFT: Herr Schollmeier, Sie sind 1983 geboren, sind Diplom-Kaufmann und haben eine Familie mit drei Kindern. Was sind Sie sonst noch und wo kommen Sie her?
Andreas Schollmeier: Ich habe mich 2019 mit einer Steuerberatungskanzlei mit vier Mitarbeitern und einer Auszubildenden selbstständig gemacht. Wir sind seitdem stetig gewachsen. Im Zuge dieses Wachstums probieren wir ständig neue Dinge aus. Dies reicht von Digitalisierungsmaßnahmen und der Verschlankung von Arbeitsprozessen bis hin zu der Schaffung von attraktiven Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter.
DIE WIRTSCHAFT: Sie haben verschiedenste Auszeichnungen als attraktiver Arbeitgeber erhalten und Sie gehören laut Handelsblatt mit Ihrer Steuerkanzlei zu den besten drei Arbeitgebern der Steuerberatungsbranche deutschlandweit. Wie kommt man zu solchen Auszeichnungen?
Andreas Schollmeier: In erster Linie haben wir an diesen, ich nenne es mal Zertifizierungen, insbesondere deshalb teilgenommen, weil ich wissen wollte, wie die Stimmung in meinem Team ist und wo sich Verbesserungsmöglichkeiten ergeben. Deshalb haben wir auch bei verschiedenen Zertifizierungen mitgemacht und immer verschiedene Fragestellungen beleuchtet. Ich wollte einfach wissen, was meinen Mitarbeitern wichtig ist, und darauf individuell eingehen.
DIE WIRTSCHAFT: Sie haben sich in Ihrem Unternehmen intensiv mit dem Thema Arbeitszeitverkürzung beschäftigt. Was war der Anlass hierzu aus Unternehmersicht?
Andreas Schollmeier: Ich habe die 4-Tage-Woche im Jahr 2022 im Wesentlichen für mich als Unternehmer aus zwei Gründen eingeführt. Einerseits wollte ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Andererseits wollte ich beruflich als Unternehmer Fachkräfte gewinnen und binden.
DIE WIRTSCHAFT: Wie haben Sie das Modell der 4-Tage-Woche konkret gestaltet?
Andreas Schollmeier: Wir haben die Arbeitszeit von 40 Stunden auf 32 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt reduziert. Freitags haben die Mitarbeiter einen freien Tag. Hier gehen sie für die Großeltern einkaufen, zum Sport etc. Ich nutze den Tag wiederum, um am statt im Unternehmen zu arbeiten. Ich „muss“ zwar am Freitag arbeiten, dafür bescherte es mir arbeitsfreie Wochenenden.
DIE WIRTSCHAFT: Hatten Sie am Anfang Zweifel?
Andreas Schollmeier: Ja, auf jeden Fall. Für einen mathematisch denkenden Menschen wie mich erschien es zunächst nicht einleuchtend, dass Mitarbeiter in weniger Arbeitszeit die gleiche Arbeit schaffen können. Den Motivationsfaktor einer solchen Umstellung habe ich dabei komplett unterschätzt. Trotz anfänglicher Zweifel konnte der Übergang zu einer kürzeren Arbeitswoche bei erhöhter Produktivität erfolgreich gestaltet werden und wir bemerkten einen hohen Anstieg der Bewerbungen sowie eine erhöhte Zufriedenheit der Mitarbeiter.
DIE WIRTSCHAFT: Wie sind Sie bei der Einführung konkret vorgegangen?
Andreas Schollmeier: Es ist wichtig, das Team in den Entscheidungsprozess einzubeziehen und individuelle Mitarbeiterbedürfnisse zu berücksichtigen. Daher habe ich zunächst das Team befragt. Da niemand dagegen war, haben wir die 4-Tage-Woche zunächst für einen sechsmonatigen Testzeitraum eingeführt. Das ging natürlich nicht einfach so, sondern wir haben es gut vorbereitet. Wir haben das Team ausreichend qualifiziert, Prozesse optimiert und Arbeitsabläufe verschlankt. Im Einzelfall gab es individuelle Coachings.
DIE WIRTSCHAFT: Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile einer 4-Tage-Woche?
Andreas Schollmeier: Die Vorteile sind vielfältig. Die Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit steigt. Man wird attraktiver als Arbeitgeber – vor allem für die junge Generation. Wir leben gesünder, machen mehr Sport und haben mehr Zeit für die Familie und das Ehrenamt.
DIE WIRTSCHAFT: Jetzt funktioniert das Modell möglicherweise bei einer Steuerkanzlei. Wie sieht es mit den anderen Unternehmen aus?
Andreas Schollmeier: Wie wir aktuell sehen, gibt es kaum noch Bereiche, wo es keine Pilotprojekte zur Einführung der 4-Tage-Woche gibt. Sicher, der organisatorische Aufwand variiert je nach Branche und Unternehmensgröße. Es scheint jedoch selbst für vermeintlich schwierige Anwendungsfälle möglich. Von daher ist es wohl eher eine Frage des Willens. Wo ein Wille ist, scheint auch ein Weg zu sein.
DIE WIRTSCHAFT: Warum sollte jemand das Buch kaufen?
Andreas Schollmeier: Es ist der erste Praxisratgeber für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, der sich konkret mit der Einführung der 4-Tage-Woche aus der Perspektive einer Organisation auseinandersetzt. Ich habe mich bemüht, möglichst viele Inhalte und Tipps niederzuschreiben, die uns bei der Umsetzung des neuen Arbeitszeitmodells geholfen haben. Außerdem habe ich meine Erfahrungen als Berater mit einfließen lassen. Ich möchte damit den Organisationen, die den Schritt zur 4-Tage-Woche wagen möchten, eine Hilfestellung geben.
DIE WIRTSCHAFT: Was treibt Sie dabei an? Schließlich könnten Sie diese Erkenntnisse ja auch für sich behalten.
Andreas Schollmeier: Unsere Vision ist es, die Arbeit (wieder) attraktiv und Menschen glücklicher zu machen.
(Eugen Weis)
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