Feierliche Stimmung und Behaglichkeit in der Weihnachtszeit

Jo mei, is denn scho Weihnachten? Natürlich nicht, aber es kommt oft schneller als man denkt. Mit Weihnachten verbinden immer mehr Menschen, auch aus dem Rheinland, die erzgebirgische Handwerkkunst, die in steigendem Maße dazu beiträgt, dass sich in vorweihnachtlicher Zeit das Heim in gemütliche Räumlichkeiten verwandelt. Die Dekorationsartikel schaffen nicht nur zu Weihnachten, sondern auch zu Ostern und übers Jahr eine behagliche Atmosphäre. Wir sprachen mit einem der zahlreichen Traditionsunternehmen aus dem Weihnachtsort Seiffen, Frank Sajuns, der zwei der führenden Erzgebirgsfirmen, Saico-Seiffen und Tietze-Schwibbogen vertritt.

Die Wirtschaft: Herr Sajuns, Sie stehen in einer langen Familientradition des Erzgebirgischen Kunsthandwerkes. Ihr Unternehmen zählt zu den führenden Anbietern typisch erzgebirgischer Produkte wie Schwibbögen, Pyramiden, etc. Wie schafft man eine so lange Tradition, die ja auch die Zeiten der DDR erlebte?

Frank Sajuns: Holzkunst aus dem Erzgebirge gibt es seit mehreren hundert Jahren. Die Ursprünge reichen zurück bis ins 12. Jahrhundert. Die Sehnsucht nach Licht und Wärme veranlasste die Bergleute aus dem Silber und Erzbergbau, in den kargen Wintermonaten erste Leuchter und Holzspielzeug zu schnitzen. Im 18. Jahrhundert gab es dann einen regelrechten Boom. Es entstanden die berühmten Holzengel, Räucherfiguren und die ersten Schwibbögen, die mit ihren auf einem Holzbogen aufgesteckten Wachskerzen den Eingang des Stollenmundlochs nachahmen sollten. Diese ersten Schwibbögen wurden dann über Jahrzehnte zu den heute mehrschichtigen- und 3-D Lichtbögen weiterentwickelt. Die meisten der produzierten Artikel wurde gegen „harte Devisen“ in die Bundesrepublik und westliche Staaten wie auch Übersee verkauft.

Erzgebirgische Handwerkskunst gewinnt immer mehr Freunde im Rheinland

Die Wirtschaft: Die überwiegend noch mit Hand hergestellten Produkte haben ja zuvorderst eine lange Tradition im Erzgebirge, basierend auf den Bergleuten, die sich nach der anstrengenden Arbeit im dunklen Bergwerk den Weg zu Ihrem Hause leuchten ließen, mit in Fenstern aufgestellten individuellen Schwibbögen.

Frank Sajuns: Ja, der Ursprung des Verkaufes der Holzkunst aus dem Erzgebirge entwickelte sich aus der Not der Bergleute, noch zusätzlich etwas zu den geringen Löhnen im Bergwerk dazuzuverdienen. Dabei spielte in den Motiven der Bergmann und sein Umfeld eine große Rolle, wie z.B. die Nachahmung des nächtlichen Stollenmundlochs mit den bogenförmig abgesetzten Grubenlaternen der Bergleute. Dieses Bild war die Basis für die Schwibbögen, die damals mit handwerklicher Schnitzkunst gefertigt wurden.

Ein Schwibbogen, hergestellt in traditioneller erzgebirgischer Handwerkskunst, beleuchtet ein Haus sowohl nach innen als auch nach außen

Die Wirtschaft: Das Rheinland ist ebenfalls sehr traditionsbewusst. Daher ist es wohl kein Zufall, dass die erzgebirgische Handwerkskunst immer mehr Freunde hier im Westen gewinnt. Wie findet man zu Ihnen?

Frank Sajuns: Neben vielen Geschenkartikel-Geschäften und Spezialgeschäften für „Holzkunst aus dem Erzgebirge“ sind speziell unsere Produkte auf unseren Webseiten zu finden und können dort käuflich erworben werden.

Die Wirtschaft: Warum schätzt man allgemein die Schwibbögen? Ist es die Tradition oder das Schätzen von traditioneller Handwerkskunst, die ja eher heute selten wird?

Frank Sajuns: Beides! Tradition und die weltberühmte Qualität der Handwerkskunst aus dem Erzgebirge finden das Interesse der Menschen. Hinzu kommt die Nachhaltigkeit und Wertbeständigkeit, aber auch die Wertsteigerung.

Schwibbögen verbreiten Gemütlichkeit und Atmosphäre

Die Wirtschaft: Was macht die Schwibbögen, Pyramiden und Bergwerksfiguren aus?

Frank Sajuns: Die Schwibbögen bringen eine gemütliche Atmosphäre die Zimmer, schaffen durch ihr warmes Licht Gemütlichkeit und ein großartiges Ambiente. Sie beleuchten die Fenster sowohl nach innen als auch nach außen. Pyramiden und Bergwerksfiguren runden das weihnachtlich, gemütlich dekorierte Zimmer ab.

Im Erzgebirge ist es Tradition, dass während der Weihnachtszeit und bis Ende Januar alle Fenster der Häuser beleuchtet sind. Für Besucher und Touristen ist dieses Bild ein unvergessliches Erlebnis und bei vielen ist es Tradition geworden, jedes Jahr zur Weihnachtszeit das Erzgebirge zu besuchen.

Die Wirtschaft: Traditionell gibt es diese Produkte aber nicht nur zur Weihnachtszeit. Auch übers Jahr und besonders zu Ostern wartet das erzgebirgische Handwerk mit handwerklich wertigen Produkten auf. Produzieren Sie Ihre Produkte im Voraus?

Frank Sajuns: Wir beginnen mit der Weihnachtsproduktion bereits im Januar und produzieren bis Anfang Dezember. Der Verkauf für die Weihnachtsware startet Ende August und endet im Ende Dezember, der Verkauf von österlicher Dekoration beginnt im Januar und endet Anfang April unmittelbar vor dem Osterfest.

Die Lichtbögen, hier mit einem Reh-Motiv, verbreiten eine ruhige gemütliche Atmosphäre im Raum

USA ist Hauptabsatzgebiet für Handwerkskunst aus dem Erzgebirge

Die Wirtschaft: Sie liefern vermutlich aus ins Ausland, wo ist Ihre Handwerkskunst besonders geschätzt?

Frank Sajuns: Wir beliefern viele Länder Europas, aber auch Japan, Australien und einige wenige Kunden in Afrika. Unser Hauptabsatzgebiet im Ausland ist aber die USA.

Die Wirtschaft: Gibt es neue Trends? Es gibt ja traditionelle und moderne Schwibbögen unterschiedlichster Richtung, belebt Konkurrenz das Geschäft?

Frank Sajuns: Sowohl der traditionelle Schwibbogen mit aufgesetzter elektrischer Kerzenbeleuchtung, aber auch die sogenannten 3-D Lichterbögen und Mehrschichtig-Lichterbögen aus dem Erzgebirge sind im Handel oder bei SAICO im Online-Shop erhältlich. Aber auch Schwibbögen mit Teelichtbeleuchtung gibt es.

Die Wirtschaft: Mittlerweile gibt es auch billige Schwibbögen für weniger als 50 Euro, denen man natürlich die Massenware ansieht, zu kaufen. Wie bewerten Sie diese „Handwerkskunst“?

Frank Sajuns: Diese Artikel sind fast ausschließlich billige Imitate, industriell gefertigt, aus China, und diese Imitate sind zumeist „Wegwerf-Artikel“. So lassen sich z.B. die LED -Stripes nicht auswechseln, ebenso wenig wie die Kerzenlampen nicht auswechselbar sind. Bei unseren Schwibbögen hingegen kann man entweder die Glühlampen selbst tauschen oder, bei moderner LED-Beleuchtung, die Reparatur von uns übernehmen lassen. Bei den Billig-Imitaten gilt hier also das Sprichwort: “Wer billig kauft, kauft doppelt.“

Alte Handwerksberufe sterben aus

Die Wirtschaft: Das Erzgebirge wird zu Recht als das Weihnachtsland bezeichnet. Nirgendwo weltweit findet man eine solche Dichte an qualifizierten Handwerksbetrieben, die sich diesem Qualitätshandwerk verschrieben haben. Wie sind die Zukunftsaussichten, gibt es z.B. auch bei Ihnen Mitarbeitermangel?

Frank Sajuns: Aktuell gibt es im Erzgebirge noch fast 150 Holzkunst-Betriebe. Die meisten davon sind kleine Familienbetriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern, viele schon in dritter Generation oder noch älter. Auch wir haben extremen Mitarbeitermangel. Alte Berufe wie „Reifendreher“, „Spanbaumstecher“ und „Schnitzer“ sterben aus. Es gibt noch den Ausbildungsberuf: „Holzspielzeugmacher“, aber leider haben wir im Durchschnitt hier jährlich weniger als zehn Azubis.

Die Wirtschaft: Immer mehr Firmen möchten Ihren Mitarbeitern auch in Büros oder Praxisräumen eine besondere Atmosphäre gönnen. Sind die Schwibbögen etc. vormontiert oder direkt aufstellbereit?

Frank Sajuns: Alle Schwibbögen, die wir anbieten, liefern wir sozusagen als „Sorglospaket“ aus, d.h. auspacken und den Stecker in Steckdose stecken. Wir haben zudem auch Modelle, die mit Batterie und Timer betrieben werden und somit unabhängig von einem Stromanschluss aufgestellt werden können. Außerdem bieten wir noch Mini-Schwibbögen in verschiedenen Größen, von 25 bis 120 cm, an, so dass es für jede Fenstergröße einen passenden Bogen gibt.

Die Wirtschaft: Dann wünschen wir Ihnen weiterhin viel Erfolg, und dass die Produkte der Erzgebirgischen Handwerkskunstbetriebe noch mehr Freunde finden.

Tietze Erzgebirgskunst: https://www.tietze.de/

Saico-Seiffen GmbH: www.saico-seiffen.de