Ausbildung

Duale Ausbildung zukunftsfähig machen

38.500 Schülerinnen und Schüler gehen derzeit auf insgesamt 17 Berufskollegs in Köln. Und das unter besorgniserregenden Zuständen, wie jüngst die Kölner Presse berichtete. Sowohl der bauliche Zustand als auch die technische Ausstattung wurden als mangelhaft beschrieben. Das sehen auch die Bündnispartner des Kölner Bündnisses für Wirtschaft und Arbeit so und wollen sich für die Berufskollegs starkmachen.

Die Geschäftsführerin vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Köln-Bonn, Judith Gövert, erklärt dazu: „Die Recherchen bestätigen die Rückmeldungen, die wir aus den Betrieben und von vielen Auszubildenden erhalten. Auch hier herrscht großes Entsetzen über die Ausstattung der Berufskollegs. Wir sehen dringenden Handlungsbedarf aufseiten von Politik und Verwaltung. Letztendlich geht es um nichts Geringeres als um die Wertschätzung für die duale Ausbildung.“

Schnell schulische Lösungen gefragt

Im Schulentwicklungsplan ist von der geforderten Wertschätzung bisher noch nicht viel zu finden. Hier werden die Berufskollegs auf den rund 200 Seiten gerade mal in neun Zeilen erwähnt. Fazit: 38.500 Schüler auf den 17 Kölner Berufskollegs haben keine Stimme und damit keine Lobby, bisher auch nicht in der Verwaltung. Auch Geschäftsführer Dirk Wasmuth vom Verband ARBEITGEBER KÖLN e. V., einem Zusammenschluss aus elf Arbeitgeber- und Unternehmensverbänden in Köln, ist besorgt: „In unseren Unternehmen steht die Jahrhundertaufgabe der Transformation zur Klimaneutralität und Digitalisierung an. Diese ist nur mit hoch qualifizierten und sehr gut ausgebildeten Fachkräften zu bewältigen. Doch die Hightechausstattung in unseren Betrieben steht in krassem Widerspruch zur oft veralteten Technik in den Berufskollegs. Wir sollten nicht vergessen: Von der Qualität der dualen Ausbildung hängt unsere Zukunft ab.“

Und auch Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Köln, fordert schnelles Handeln: „Ein sich wandelnder Arbeitsmarkt erfordert schnelle schulische Lösungen. Berufskollegs müssen die Bedarfe der Wirtschaft berücksichtigen und brauchen flexible Räume, moderne Ausstattung und eine gute Lernatmosphäre. Es geht sowohl um Geld als auch um eine zügige Umsetzung. Die Stadt Köln muss sich jetzt um die Berufskollegs kümmern.“

Auch Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer zu Köln, äußert Besorgnis: „Wir müssen aufpassen, dass mangelhafte bauliche Zustände und eine unzureichende Ausstattung nicht zum Standortnachteil der Kölner Berufskollegs werden.“ Er zeigt auf, dass es auch anders geht: „Zahlreiche Kommunen und Kreise im Kölner Umland zeigen, wie es geht: Sie investieren in Neubauten für große Berufsschulzentren, um jungen Menschen attraktive Lern- und Ausbildungsbedingungen zu bieten. Die Berufskollegs der Stadt Köln dürfen nicht abgehängt werden.“

Beschaffungsvorgänge dauern Jahre

Trotz aller Erkenntnis dauern Beschaffungsvorgänge laut vielen Schulleiterinnen und Schulleitern nach wie vor häufig Jahre. Um das zu ändern, macht sich das Kölner Bündnis für Wirtschaft und Arbeit für die Kölner Berufskollegs stark. Die Bündnispartner wollen für eine Verbesserung der Situation eintreten. Vor allem sollen Politik und Verwaltung stärker in die Pflicht genommen werden. „Es besteht dringender Handlungsbedarf, die Probleme jetzt anzugehen. Wir bieten der Stadt bei allen Plänen und Vorhaben unsere Unterstützung und Expertise an. Lassen Sie uns gemeinsam die duale Ausbildung zukunftsfähig machen und den jungen Menschen in den Betrieben die Wertschätzung entgegenbringen, die sie verdienen“, lässt das Bündnis verlauten.

Das Kommunale Bündnis für Arbeit ist ein Gremium, bestehend aus Kölner Wirtschafts- und Arbeitsmarktakteurinnen und -akteuren, welches regelmäßig unter dem Vorsitz des amtierenden Oberbürgermeisters bzw. der Oberbürgermeisterin zusammenkommt, um gemeinsam eine Verantwortung für die Arbeitsmarktpolitik der Kommune wahrzunehmen.

(Monika Eiden)

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 05 / 2024

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