Mobil sein ist wichtig für den Alltag und den Fortschritt. In welche Richtung bewegt sich die Mobilität in Köln? Welche Vorhaben hat die Rheinmetropole und was wurde bereits umgesetzt? Was möchten die KölnerInnen? DIE WIRTSCHAFT KÖLN hat sich die Pläne der Stadt zu diesen Fragen genauer angeschaut und Ascan Egerer befragt, den Beigeordneten für Mobilität in Köln.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Wie wollen wir in Köln zukünftig unterwegs sein?
Ascan Egerer: Das Ziel der Stadt Köln, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu sein, erfordert auch eine andere Organisation der Mobilität in der Stadt. Wir sind gerade dabei, gemeinsam mit der Stadtgesellschaft den nachhaltigen Mobilitätsplan „Besser durch Köln“ zu entwickeln. Dieser gibt die Leitziele und den Handlungsrahmen für die Mobilitätsentwicklung in Köln bis 2035 vor. Wichtig ist mir zu betonen, dass dieser Mobilitätsplan auf Basis der EU-Leitlinien für die Aufstellung eines SUMP, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, den Verbänden, der Politik und der Wissenschaft, entwickelt und gestaltet wird. Dies geschieht über verschiedenste Beteiligungsformate wie einen eigens gegründeten Mobilitätsbeirat und auch eine Online-Befragung zum Leitbild. Dieses gemeinsame Verständnis für die umzusetzenden Maßnahmen ist wichtig, damit wir als Verwaltung die Dinge in Zukunft schneller umsetzen können.
Das hat folgenden Hintergrund: Der nachhaltige Mobilitätsplan unterliegt dem „SUMP“-Konzept. Dieses wurde vor rund zehn Jahren in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission entwickelt. Aktuell wird auf europäischer Ebene beraten, künftig Fördergelder für Mobilitätsmaßnahmen an die Erstellung eines nachhaltigen städtischen Mobilitätsplans zu knüpfen.
Beteiligungsformate
Neben der repräsentativen Mobilitätsumfrage in 2022 und weiteren Meinungsumfragen sind u. a. der Runde Tisch oder auch der Mobilitätsbeirat weitere Formate zur Beteiligung der KölnerInnen. Die zwei Letztgenannten haben eine beratende Funktion und unterscheiden sich in ihrem Teilnehmerkreis. Die Mitglieder des Mobilitätsbeirates setzen sich zusammen aus Mitarbeitenden der Verwaltung und Ratsmitgliedern sowie aus VertreterInnen von Verbänden und Interessengruppen wie Regionale Kooperation, Kinder- und Jugendpolitik, SeniorInnenpolitik, Behindertenpolitik, Wirtschaft, Verkehrsdienstleistende, Fachverbände aus den Bereichen Mobilität und Verkehr und ExpertInnen aus Verwaltungspraxis und Wissenschaft. Er beteiligt sich ebenso an der inhaltlichen Ausgestaltung des nachhaltigen Mobilitätsplans und dessen Qualitätssicherung.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Wie wollen wir die Mobilität organisieren?
Ascan Egerer: Insgesamt haben wir das Ziel, den Umweltverbund, also den Nahverkehr, mit ergänzenden Verleihangeboten sowie den Fuß- und Radverkehr deutlich zu stärken. Alternative Mobilitätsangebote müssen ausgebaut und zuverlässig verfügbar sein, um auch ohne Auto in der Stadt mobil sein zu können. Weiterhin verbleibende Pkw-Verkehre sollen elektromobil durchgeführt werden. Im Logistikforum Köln arbeiten wir mit den Verbänden und Unternehmen sehr vertrauensvoll an innovativen Lösungen, wie ein nachhaltigerer Wirtschafts- und Logistikverkehr etabliert werden kann.
Modernisierung der Radverkehrsinfrastruktur
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Wie kann der Verkehr in Köln umweltfreundlicher, sicherer, sauberer und leiser werden?
Ascan Egerer: Hier lokal setzen wir bereits zahlreiche Maßnahmen um, die zu einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung beitragen. Ich will es am Beispiel des Radverkehrs verdeutlichen: Hier erweitern und modernisieren wir sukzessive die Radverkehrsinfrastruktur in allen Stadtbezirken. Die stetig steigenden Radverkehrszahlen, die sich auch aus der technologischen Entwicklung der Pedelecs und E-Bikes ergeben, und die positive Resonanz der Bevölkerung bestätigen uns darin, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind. Mit der jährlichen Förderung von Lastenrädern unterstützen wir erfolgreich Wirtschaftsbetriebe, Vereine und auch private Hausgemeinschaften darin, ihre Mobilität unabhängiger vom Auto gestalten zu können. Dennoch sind wir von der bundesweiten Entwicklung der Rahmenbedingungen abhängig, was zum Beispiel die Förderung der ÖPNV-Projekte und der E-Mobilität oder die Straßenverkehrsgesetzgebung betrifft. Dem Ausbau des ÖPNV über die Stadtgrenzen hinaus fällt ebenfalls eine sehr große Bedeutung zu.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Welche Schritte dahin gehend sind bereits beschlossen und werden in Kürze umgesetzt?
Ascan Egerer: Wir warten nicht, bis der nachhaltige Mobilitätsplan fertig ist. Konkret werden wir beispielsweise im zweiten Halbjahr 2023 damit beginnen, die vorhandene Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge um weitere 1.000 Ladepunkte zu ergänzen. Am Bahnhof Deutz entsteht ein Mikrodepot, das von der Logistikbranche zur klimafreundlichen Feinverteilung der Waren genutzt wird. Die Kölner Ringe in der Innenstadt sind inzwischen fast durchgängig auf einer eigenen Radverkehrsspur befahrbar. Damit ist ein zentraler Meilenstein der fuß- und radverkehrsfreundlichen Umgestaltung der Kölner Ringe erreicht. Nicht ohne Grund sind wir aufgrund unserer Leistungen im Radverkehr im ADFC-Fahrradklima-Test 2022 nominiert worden.
Weitere Schritte Richtung Zukunft
Die Smart City Cologne (SCC) ist eine Initiative und Plattform der Stadt Köln und der RheinEnergie AG für Kölner Unternehmen, Privatleute, Verbände und Hochschulen. Die Digitalisierung hilft dabei Klimazielen – und stärkt den Wirtschaftsstandort Köln, auch in puncto Mobilität. Die RheinEnergie brachte z. B. die Parkplatzsuch-App ParkPilot heraus und arbeitet mit dem Smart-Parking-Anbieter Cleverciti Systems an einem digitalen Parkleitsystem, welches freie Parkplätze im Pilotprojektgebiet der Neusser Straße in Nippes anzeigt. Statt dreimal im Kreis zu fahren, um einen Parkplatz zu suchen, wird man von ParkPilot gezielt zu einem freien Parkplatz geführt. Auf digitalen Schildern, die auf Ampelhöhe stehen, kann man die Anzeigen sehen. Das soll helfen, das Verkehrsaufkommen zu reduzieren. Denn: 30 Prozent des innerstädtischen Verkehrs sollen laut Anbieter auf Parksuchverkehr zurückzuführen sein.
Die RheinEnergie AG hat auch Elektro-Ladepunkte für Schiffe und Busse in Köln aufgestellt. Das Duisburger Uni-Projekt Talako wiederum arbeitet daran, Elektrotaxen via Induktion zu laden, durch Kontakt zur Bodenplatte am Taxistand. Das fördert die Stadt Köln mit einer Pilotanlage vor dem Kölner Hauptbahnhof. Im Sinne von „Teilen ist smart“ wird von den Kölner Verkehrsbetrieben u. a. schon seit 2015 das KVB-Fahrradleihsystem angeboten. Die Räder sind mit Technik wie Bordcomputer und GPS/GSM ausgestattet. Im Projekt „Smart City KVB“ hat die KVB ihre E-Bus-Aktivitäten gebündelt. Bis 2030 soll der gesamte Busbetrieb mit alternativen Antrieben und dem Einsatz von Ökostrom stattfinden. „Isi“ ist der Name für die bei Bedarf leihbaren Elektroautos der KVB. Und die VRS-App vermittelt auch private Mitfahrgelegenheiten. In vielen Bereichen der modernen, urbanen und ressourcenschonenden Mobilität ist Bewegung in der Rheinmetropole.
(Karoline Sielski)
Bildquellen
- E-Tank-Laterne: Fotografie Joachim Rieger
- Parkleitsystem: RheinEnergie AG
- Portrait Ascan Egerer/Titelbild: Stadt Köln