Das Blasenkarzinom stellt unter den insgesamt die fünfthäufigste bösartige Tumorerkrankung des Menschen dar. Etwa drei Prozent aller bösartigen Tumoren befinden sich in der Harnblase. Das Risiko einer Erkrankung an Blasenkrebs, ist für Männer rund dreimal so hoch wie das Risiko von Frauen. Dementsprechend ist das Blasenkarzinom der vierthäufigste Tumor des Mannes. Hier finden sich rund 30 Neuerkrankungen pro Jahr auf 100.000 Männer. Bei Frauen steht das Blasenkarzinom dagegen nur an zehnter Stelle und ist damit mit 8 zu 100.000 deutlich geringer. Am häufigsten erkranken Menschen zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr, nur ca. fünf Prozent der Erkrankten sind jünger als 45 Jahre.
Die Diagnostik
Der wichtigste Hinweis auf das Vorliegen eines Harnblasentumors ist die schmerzlose Blutung aus der Blase (Hämaturie). Diese Blutbeimengung im Urin kann unterschiedliche Ursachen haben, allerdings sollte bei jeder Hämaturie eine weitere klärende Diagnostik durchgeführt werden. Kann der Verdacht auf einen Blasentumor mithilfe einer Ultraschall-Untersuchung nicht sicher ausgeräumt werden, wird die Diagnose durch eine endoskopische Untersuchung (Zystoskopie) der Harnblase gestellt. Hierbei erfolgt eine bildliche Darstellung des unteren Harntraktes, um Tumore der Harnröhre und der Harnblase identifizieren zu können.
Wie erfolgt die Behandlung?
Gutartige Tumore der Harnblase sind selten. Hingegen stellen bösartige Blasentumore nach dem Prostatakarzinom die zweithäufigste urologische Tumorerkrankung dar. Haben die Voruntersuchungen ergeben, dass mit großer Wahrscheinlichkeit ein Blasenkarzinom vorliegt, dann müssen größere Gewebeproben entnommen werden. Idealerweise wird der Tumor direkt endoskopisch entfernt. Die Behandlung erfolgt mittels einer TUR-Blase, einer transurethralen (über die Harnröhre) Resektion des Harnblasentumors. Die TUR-Blase ist ein minimalinvasives Operationsverfahren und erlaubt die genaue Feststellung des Tumorstadiums und des Grades der Tumorentartung.
Bei der TUR-Blase wird, ähnlich wie bei der Zystoskopie, eine Optik mit Kamera in die Harnblase geführt. Diese ist jedoch zusätzlich mit einer beweglichen elektrischen Schlinge ausgestattet. Der Eingriff geschieht durch die Harnröhre, es ist also kein Schnitt von außen erforderlich. Der Tumor wird mit einer Schlinge abgetragen, durch die Hochfrequenzstrom fließt. Der Operateur kann den Eingriff mithilfe einer winzigen Kamera durchführen. Nach der Resektion wird die Wunde direkt verödet.
Alternativ kann ein Blasentumor auch mittels Laser in einer sogenannten En-bloc-Technik vollständig, ohne Zerschneiden des Tumors, an der Basis („Wurzel“) entfernt und im Gesamten geborgen werden. Nach der Operation wird untersucht, ob der Tumor vollständig entfernt wurde: Mit einer feingeweblichen Untersuchung (histologischer Befund) lässt sich feststellen, ob die Schnittränder des entnommenen Gewebes tumorfrei sind oder noch Tumorzellen enthalten. Dieser Vorgang dauert in etwa fünf bis sieben Werktage.
Die Operation erfolgt unter Vollnarkose und zumeist ambulant. Bei großen Befunden können in manchen Fällen ein stationärer Aufenthalt und die Anlage eines Blasenkatheters für einige Tage erforderlich sein. Wird der Eingriff ambulant durchgeführt, muss sichergestellt sein, dass die Patientin oder der Patient die danach folgenden 24 Stunden nicht allein verbringt.
Welche Komplikationen können auftreten?
Nach einer Resektion eines Blasentumors kann es zu vorübergehendem Brennen in der Harnröhre bzw. in der Blase kommen, welches wenige Stunden bis Tage anhalten kann. Es müssen keine besonderen Medikamente nach der Operation gegeben werden, in Ausnahmefällen vielleicht Schmerzmittel nach Bedarf oder ein Mittel zur Beruhigung der Blase. In sehr seltenen Fällen kann es zu einer Blasenperforation kommen. Diese erfordert die Einlage eines Blasenkatheters, bis der Befund abgeheilt ist. Verletzung von Nachbarstrukturen sind äußerst selten. Leichte Blutbeimengungen im Urin sind hingegen häufig.
Was ist nach dem Eingriff zu beachten?
Die wichtigste Maßnahme nach einer Operation ist die ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, die Trinkmenge sollte bei 2,5 bis 3 Liter am Tag liegen. Außerdem sollte sich der Patient am Tag des Eingriffs und noch zwei Tage nach dem Eingriff bewusst schonen. Die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten sollte nur nach Rücksprache mit dem Operateur erfolgen. Für die Zeit von etwa zwei Wochen sollte auf schwere körperliche Tätigkeiten, Fahrradtouren oder Gartenarbeit verzichtet werden.
Blasenkarzinom ist meist gut zu therapieren
Die meisten Harnblasenkarzinome – etwa 70 bis 80 Prozent – werden in einem sehr frühen Stadium entdeckt, d. h., dass sich der Krebs auf die innerste Schicht der Blasenwand beschränkt und die Muskulatur nicht betroffen ist. Bei diesen oberflächlich gewachsenen Tumoren kann durch diese Operation der Tumor bereits komplett entfernt werden. Voraussetzung ist, dass die entsprechenden Untersuchungen ergeben, dass der Tumor noch nicht weit fortgeschritten und nicht in die Schichten der Blasenwand unter der Schleimhaut eingewachsen ist. Ein Großteil aller bösartigen Blasengeschwülste kann auf diese Weise vollständig beseitigt werden.
Aus Sicherheitsgründen kann es dabei notwendig werden, durch eine zweite transurethrale Resektion die komplette Tumorentfernung zu bestätigen, meist im Abstand von ca. vier bis sechs Wochen zum Ersteingriff. Oberflächliche Tumoren treten häufig erneut auf (Tumorrezidiv). Dies kann auch an anderer Stelle in der Blase vorkommen. Durch das Einbringen von Zystostatika wie Mitomycin oder Immunmodulatoren wie BCG-Impfstoffe in die Harnblase (intravesikale Instillation) kann das Risiko des Wiederauftretens von Tumoren verringert werden.
Neigung zu Rezidiven
Im Unterschied zu den meisten anderen bösartigen Krebserkrankungen haben die Tumore der Harnblase die Eigenschaft, häufig wieder aufzutreten. Diese Rezidive können dabei an allen Stellen der Harnblase entstehen. Je nach feingeweblichem Typ des jeweiligen Harnblasentumors beträgt die Wahrscheinlichkeit bis zu 50 Prozent. Daher ist es im Anschluss an eine TUR-Blase dringend zu empfehlen, zunächst in kürzeren, etwa vierteljährlichen, und später in etwas größeren, etwa halbjährlichen Intervallen eine Tumornachsorgeuntersuchung mit Blasenspiegelung durchzuführen. Werden dann neue Tumoren erkannt, können diese im Regelfall gut durch neuerliche TUR-B behandelt werden.
Tiefe Tumoren
Zeigt sich bei der transurethralen Resektion, dass der Tumor bereits in die tiefe Muskelschicht der Blasenwand einwächst (muskelinvasives Wachstum), so kann der Tumor nicht mehr durch eine transurethrale Entfernung geheilt werden. In diesen Fällen sind weitere Maßnahmen erforderlich, entweder eine organerhaltende Behandlung mit Strahlen- und Chemotherapie oder eine komplette Entfernung der Harnblase (radikale Zystektomie).
Sind bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) aufgetreten, so ist in der Regel eine langfristige Heilung nicht mehr möglich. Durch den Einsatz moderner Chemo- und Immuntherapeutika bzw. Strahlentherapie, teilweise auch in Kombination, kann jedoch das Tumorwachstum gehemmt und das Überleben verlängert werden.
Gastautoren:
Priv.-Doz. Dr. Timur Kuru,
Priv.-Doz. Dr. Johannes Salem,
Fachärzte für Urologie, Klinik LINKS VOM RHEIN
Bildquellen
- OP-Lampe: Bild von fernando zhiminaicela auf Pixabay
- Blasenerkrankung/Titelbild: Foto von Sasun Bughdaryan auf Unsplash