Viele Touristen, die über die Schildergasse in der Innenstadt bummeln, wissen, dass sie über eine der am stärksten frequentierten Shoppingmeilen Europas flanieren. Doch woher bekam die für eine Gasse doch recht breite Straße ihren Namen?
Nun, Touristen, aber auch Kölner sollten sich ruhig einmal die Zeit nehmen, um die Fragmente dieses geschichtsträchtigen Ortes zu betrachten. Und der Frage auf den Grund gehen, wie die Schildergasse überhaupt zu ihrem Namen kam. Denn neben den unterschiedlichen Waren- und Dienstleistungsangeboten ist die Kölner Schildergasse ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Dies kommt durch die jetzige Darstellung und die starke Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg kaum mehr zum Tragen.
Zur Römerzeit befand sich hier der Decumanus Maximus, eine Hauptstraße, die von Köln über Aachen ins westliche Römische Reich führte. Hier befand sich auch das Forum, ein öffentlicher politischer Platz. Wer bei C und A hinunter ins Basement geht, sieht noch Überreste dieses Forums. Beim Bau des evangelischen Gemeindezentrums der Antoniterkirche vor einigen Jahren wurden Überreste der ältesten römischen Bibliothek (2. Jh. n.Chr.) nördlich der Alpen gefunden. Zur römischen Zeit spielte sich in dieser Hauptstraße ein wichtiger Teil des römischen Lebens ab.
Die Maler waren hauptsächlich im östlichen Teil der Schildergasse zwischen St. Agatha und Hohe Straße angesiedelt. Die Wappen-Schilderer bildeten schließlich die Malerzunft. Die Maler wiederum fanden im „Hellige Köln“ mit seinen etwa 200 Kirchen und Kapellen eine hervorragende Auftragslage vor. Köln entwickelte sich damals zu einem „Kunstzentrum“. Da die Maler als Handwerker angesehen wurden, haben sie ihre Werke nicht signiert. Oft wissen wir heute nur durch Zufall, wer welches Gemälde erstellt hat, wie das „Altarbild der Stadtpatrone“, das Stefan Lochner ursprünglich für die Ratskapelle herstellte. Heute können wir es im Dom bewundern. In der heutigen Schildergasse 15 (zwischen Harzheimbrunnen und Hohe Straße) hatten die Maler ihr Zunfthaus. Etwas weiter entfernt, in der Schildergasse 97 (heute Ansons), war das Zunfthaus der Brauer.
Auf der Schildergasse standen außer der heute noch erhaltenen gotischen Kirche der ursprünglich katholischen Antoniterbrüder noch andere Klöster und Kirchen wie St. Agatha oder das Klarissenkloster an der Ecke Krebsgasse. Dieses Kloster wurde unter Napoleon 1802 säkularisiert und schließlich zu einem Gefängnis umgebaut. Da dieser Umbau u. a. durch den „Blechschläger“ Alexander Hittorf (Vater des späteren Pariser Architekten Jean Ignaz Hittorf) und den Baumeister Johann Butz ausgeführt wurde, gaben die Kölner dem Gefängnis bald den Spitznamen „Bleche Botz“. Später (ab 1838) war es ausschließlich ein Frauengefängnis. Anfang des 20. Jh. entstand hier das Polizeipräsidium, das im 2. Weltkrieg völlig zerstört wurde.
Durch die Säkularisierung unter Napoleon (ab 1802) wurden viele Kirchen entweiht und letztendlich abgerissen. Damals sammelten viele Kunstkenner wie Ferdinand Franz Wallraf, Alexander Schnütgen, Jacob Nepomuk Lyversberg, die Brüder Boisserée Kirchenkunst. Die ersten beiden Kunstsammler vermachten ihre Schätze der Stadt Köln (Wallraf-Richartz-Museum, Museum Schnütgen), dagegen verkauften die Brüder Boisserée über 200 Altartafeln an König Ludwig I. von Bayern (Bayernfenster im Kölner Dom), heute ist diese Sammlung Grundbestand der Alten Pinakothek in München. Die Sammlung Lyversberg wurde vom Kunsthaus Lempertz nach New York versteigert.
Ilona Priebe ist Stadtführerin der Erlebnistouren Köln und Region – Tour Agentur: „Die Schildergasse als meistfrequentierte Einkaufsstraße hat einen so reichen geschichtlichen Hintergrund und wir können als Stadtführer sehr viel darüber in unseren Führungen erzählen. Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie diese Straße der Handwerker sich zu einem Einkaufs-Eldorado gewandelt und ihre hohe Beliebtheit immer wieder behalten hat.“
Und auch Helmut Schmidt, Vorstandsvorsitzender von STADTMARKETING KÖLN, hebt hervor: „Diese enorme geschichtliche Prägung der Kölner Innenstadt ist eine große Alleinstellung Kölns und zeigt einmal mehr, wie viel Kultur in der Stadt da ist. Dies sollten wir noch stärker pflegen und hervorheben.“
(Heribert Eiden)
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