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Den Lebensstandard sichern: Altersvorsorge von Geschäftsführern

Den Lebensstandard sichern: Altersvorsorge von Geschäftsführern
copyright: pixabay.com

Am Ende ihres Arbeitslebens geben Geschäftsführer von Unternehmen jede Menge Verantwortung ab und stehen oft vor einer ganz neuen Herausforderung: Der Altersvorsorge. Sie müssen bisweilen mit deutlich weniger Geld klarkommen als im Chefsessel. Doch es gibt gute Möglichkeiten, den gewohnten Lebensstandard auch im Alter zu sichern.

In 80 Tagen um die Welt. Ein One-Way-Ticket von Frankfurt nach Los Angeles zum Beispiel – und dann einfach mal schauen, wohin es einen treibt. Die Pazifikküste hinunter bis nach Feuerland oder hinüber nach Hawaii und von dort weiter nach Asien. Oder erst einmal eine ausgedehnte Trekking-Tour durch die Rocky Mountains? Was in all den Jahren als Geschäftsführer, ob angestellt oder als Eigentümer, aus Mangel an Zeit unmöglich erscheint, könnte doch im Ruhestand endlich eine Option sein.

Die Weltreise – ein Lebenstraum von vielen – ist natürlich nur ein Beispiel für die vielen Möglichkeiten, die sich bieten, wenn man erst einmal die Last der Verantwortung für die eigene oder anvertraute Firma samt ihren Beschäftigten hinter sich gelassen hat.

Nun geht längst nicht jeder Geschäftsführer pünktlich mit 65 in den Ruhestand. Doch dank der steigenden Lebenserwartung bietet die Zeit nach der Firma auch dann noch zahlreiche Optionen, wenn man erst mit 68 oder 71 dem Unternehmen wirklich den Rücken kehrt.

Die Freizeit nimmt zu – und das Geld ab

Nun haben sich viele Geschäftsführer einen hohen Lebensstandard erwirtschaftet, den sie schon in aktiven Zeiten schätzen gelernt haben und danach erst recht genießen wollen. Wünsche und Begehrlichkeiten unterscheiden sich vor und nach dem Eintritt in den Ruhestand gar nicht so sehr. Wohl aber Zeit und Geld. Allerdings mit gegenläufiger Tendenz. Die Zeit zur freien Verfügung nimmt rapide zu – und die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel können rapide abnehmen.

Dieses Phänomen mag herkömmliche Rentner betreffen – Stichwort: Rentenlücke –, aber doch nicht mich, mag mancher Unternehmer denken. Doch es betrifft auch sie. „Viele Unternehmer sind erfolgreich und wohlhabend – und staunen nicht schlecht, wenn ihnen vor oder bei Beginn des Ruhestandes klar wird, dass sich das mit einem Schlag ändern könnte“, weiß Carsten Wölki, Finanzökonom und Abteilungsleiter im Vermögensmanagement für Firmenkunden der Sparkasse KölnBonn.

Die Sparkasse veranstaltet regelmäßig Informationsabende für Unternehmer und angestellte Geschäftsführer zur persönlichen Ruhestandsplanung. „Wahrlich kein Selbstläufer“, berichtet Wölki, „das Thema gilt in diesen Kreisen als wenig spannend.“

Angst vor der „Lebensstandardlücke“

Doch das sollte sie nicht sein. Zwar sind viele Geschäftsführer weit davon entfernt, eine Rentenlücke in existenzbedrohender Größe fürchten zu müssen. Aber sehr wohl eine „Lebensstandardlücke„, wie das Michael Hauer nennt. „Für viele Gut- und Topverdiener, darunter auch viele Gesellschafter-Geschäftsführer, ist ein hoher Lebensstandard selbstverständlich. Doch den muss man sich im Alter erst einmal weiterhin leisten können“, betont Hauer, Professor für Finanzmärkte und Financial Planning an der Technischen Hochschule Amberg-Weiden sowie Dozent für den Fachbereich Altersvorsorge an der ebs European Business School in Oestrich-Winkel.

Hauer ist zudem Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer des Institutes für Vorsorge und Finanzplanung in Altenstadt in der Oberpfalz. Er tritt außerdem seit rund einem Jahrzehnt regelmäßig als Referent bei Fachveranstaltungen zum Thema Geschäftsführer-Altersvorsorge auf, zuletzt Mitte September bei der Sparkasse KölnBonn. Dabei ist ihm klar geworden: „Vielen, denen es in der Berufstätigkeitsphase finanziell gut oder sehr gut geht, haben ein erhebliches Problem damit, im Ruhestand nur noch 30 oder 40 Prozent des vorherigen Einkommens zu haben.“ Ihnen droht keine Altersarmut, aber ein eklatanter Einschnitt in die bisherigen Lebensverhältnisse.

„Erstaunlicherweise sind viele darauf nicht vorbereitet“, beobachtet der Wissenschaftler immer wieder, „und zwar weder mental noch finanziell.“ Das erstaunt den Wissenschaftler ebenso wie Vermögensmanager Carsten Wölki. „Wir hatten im September schon zum vierten Mal Firmenkunden zu dem Vortragsabend mit Professor Hauer eingeladen“, erzählt Wölki, „weil das Thema Altersvorsorge – also Vorsorge für die Sicherung des gewünschten Lebensstandards – immer noch zu wenig Beachtung findet.“

Bisweilen mangelt es an Problembewusstsein bei der Altersvorsorge

Das Problembewusstsein fehlt bisweilen. Und zwar nicht nur deshalb, weil ein hohes Einkommen darüber hinwegtäuschen kann, wie hoch – oder auch: niedrig – die Einkünfte nach Ende der Berufstätigkeit ausfallen werden. Sondern auch, weil viele Geschäftsführer ihr Unternehmen als alleinige und garantierte Altersvorsorge betrachten.

Wer eine Mehrheits- oder 100-Prozent-Beteiligung an einem Unternehmen hat und dieses als Alterssicherung versteht, hat jedoch ein Problem. Wie geht es eigentlich dem Unternehmen nach dem Ausscheiden des jetzigen Geschäftsführers? Lässt sich die Firma dann ohne Weiteres verkaufen? Sinkt möglicherweise der Wert des Unternehmens, wenn der Inhaber es verlässt?

„Es gibt viele GmbHs, die maßgeblich durch den Geschäftsführer geprägt sind“, weiß Professor Hauer. „Vielleicht muss er beim Verkauf einen viel größeren Abschlag hinnehmen, als er eingeplant hat.“ Auch die Annahme, das Unternehmen werde unter Leitung des Nachfolgers schon die gleichen Erträge generieren wie zuvor und den Altgeschäftsführer angemessen versorgen können, ist zumindest risikobehaftet.

Kurz und gut: Kein Geschäftsführer sollte es allein seinen Beschäftigten überlassen, zusätzlich vorzusorgen, sondern tunlichst auch selbst schon während seiner Tätigkeit seine Zukunftsvorsorge in den Blick nehmen.

Mit ganzheitlichem Blick

Mit regelmäßigen Informationsveranstaltungen und im persönlichen Gespräch nutzen Experten wie Carsten Wölki die Gelegenheit, Unternehmer genau darauf aufmerksam zu machen. „Unser Ansatz ist die Rundumberatung vermögender Kunden“, sagt der Vermögensmanager der Sparkasse KölnBonn, „und deshalb richten wir mit ihnen einen ganzheitlichen Blick auf ihre Situation.“ Das heißt: auf die Firma, auf den Geschäftsführer als Teil der Firma – und auf die Privatperson in ihrem familiären Umfeld.

„Zunächst ermitteln wir den finanziellen Hintergrund und die sich daraus ergebende Altersabsicherung“, erläutert Wölki. Da GmbH-Geschäftsführer häufig nicht Mitglied der gesetzlichen Rentenversicherung sind, kommen als Bausteine Vermögensgegenstände, etwa eine selbst genutzte Immobilie, Anwartschaften aus der gesetzlichen Rente aus einer vorhergehenden Angestelltentätigkeit, eventuell vorhandene private Zusatzversicherungen oder auch eine Pensionszusage in Betracht.

Das im Alter monatlich zur Verfügung stehende Kapital ist leicht berechnet. „Schwieriger ist es für viele Unternehmer dann, klar sagen zu können, wie viel Mittel sie im Alter tatsächlich haben wollen“, beobachtet Wölki. Wenn dann Klarheit herrscht und sich eine „Lebensstandardlücke“ ergibt, wird es Zeit, aktiv zu werden. „Je früher ein Geschäftsführer also zu uns kommt“, so Wölki, „umso besser.“

Der Altersdurchschnitt der Firmenkunden, die mit einem Altersvorsorge-Anliegen zu ihrem Finanzberater gehen, liegt bei Mitte 50. „Da ist noch Zeit, die Lücke zu reduzieren“, stellt Wölki klar.

Passable Rendite? Nur mit staatlicher Förderung oder Aktien!

Dabei ist ein erhöhtes Risiko in Form von Aktien aber nicht immer gewünscht. Die Sparkasse KölnBonn empfiehlt dann beispielsweise geförderte Altersvorsorgeprodukte speziell für Unternehmer, etwa eine betriebliche Altersversorgung oder eine Basis-Rentenversicherung (Rürup-Rente). Die Vorteile sind vor allem steuerlicher Art, und zwar in Form von

  • Steuerstundungseffekten,
  • einem niedrigeren nachgelagerten Steuersatz im Alter und
  • der Möglichkeit der Entgeltumwandlung.

„Komischerweise sind solche Produkte oft die Vorsorge-Stiefkinder“, weiß Wölki. Zu Unrecht. „In der Vorsorge lassen sich vernünftige Renditen nur aufgrund staatlicher Förderung oder durch ein höheres Risiko, sprich: Aktien, erzielen, anders nicht.“

Auch Hauer findet eine Basis-Rentenversicherung als Baustein sinnvoll, vor allem deshalb, weil sie privat, jenseits der Firma, abgeschlossen werden kann. Ein weiteres Plus: Sie kann auch für den Ehepartner des Geschäftsführers abgeschlossen werden.

„Traditionell gibt es in vielen Geschäftsführer-Ehen ein beträchtliches Einkommens- und Altersvorsorgegefälle“, unterstreicht Hauer. „Ich empfehle deshalb unbedingt, den Blick auf einen ‚internen Familienausgleich‘ zu richten.“ Beiträge bei Verheirateten sind bis zu 45.534 Euro steuerlich geltend zu machen.

Wer also rechtzeitig die eigene Zukunftsvorsorge in die Hand nimmt und dabei nicht nur aufs eigene Unternehmen setzt, kann seine „Lebensstandardlücke“ im Alter deutlich reduzieren oder gar einebnen. Und dann, falls er möchte, deutlich länger als 80 Tage um die Erde reisen.

Gastautor: Carsten Wölki, Sparkasse KölnBonn

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Redaktion

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