Interview

Das beste Match für beide Seiten

Seit mehr als 70 Jahren berät und begleitet Signium Unternehmen auf der Suche nach den besten Führungskräften für die jeweilig zu besetzende Rolle im Unternehmen. Dabei ist Signium kein reiner Personalvermittler. Vielmehr begleitet das Unternehmen seine Klienten zumeist über mehrere Jahre sehr intensiv und mit hohem Einsatz und steht auch über die ersten Monate sowohl Klienten als auch Kandidaten und Kandidatinnen als Einstiegsunterstützung zur Verfügung. w sprach mit Angela Westdorf, Managing Partner bei Signium am Standort Köln, über die Herausforderung, das beste Match für beide Seiten zu finden, und über ihre Motivation und Begeisterung für diese Tätigkeit.

DIE WIRTSCHAFT: Wer Signium nur oberflächlich kennt, könnte meinen, das Unternehmen sei im Headhunting tätig, zwar sehr erfolgreich, aber letztlich nur ein „Jäger“ wie andere. Wie stellen Sie Ihr Dienstleistungsspektrum genau dar?

Angela Westdorf: Beim Begriff Headhunting denkt man immer an reines Vermitteln, als ob wir einfach ziellos Lebensläufe durch die Gegend schicken und dann bezahlt werden, wenn irgendwo jemand angestellt wird. Das hat wenig mit unserem Geschäftsmodell zu tun: Wir beraten sowohl Klienten, d. h. Unternehmen, als auch Kandidaten und Kandidatinnen. Wir verstehen uns als Berater für beide, da es darum geht, das beste Match für sowohl die Anforderungen an die zukünftige Führungskraft als auch für die Ambitionen und Erfahrungen des Kandidaten und der Kandidatin zu finden.

Das fängt damit an, dass wir ausführliche Gespräche mit dem Klienten bzw. dem Auftraggeber führen. Ganz entscheidend ist es, Kultur, Führungsstil, besondere Herausforderungen für die Rolle und die Zielsetzungen mit der neuen Besetzung herauszufinden. Dabei hilft es, dass wir unsere Klienten oft schon seit Jahren begleiten und uns in regelmäßigem Austausch mit den Führungskräften und den Kandidaten und Kandidatinnen befinden, die wir dort an Bord gebracht haben. Daraus entsteht ein profundes Bild, das wir in die Gespräche mit den Kandidaten und Kandidatinnen für die im konkreten Fall zu besetzende Rolle einbringen können.

Ehemalige Klienten als Referenzgeber

DIE WIRTSCHAFT: Was ist genau der Unterschied zu etwaigen Wettbewerbern? Ist es die spezielle Vorgehensweise, genau den richtigen Mitarbeiter für den Kunden zu finden? Gibt es welche, die so speziell in Ihrem Metier tätig sind?

Angela Westdorf: Ich bin nicht so vermessen zu behaupten, dass wir die einzigen Personalberater sind, dafür ist das Feld zu groß und zu diversifiziert. Ich lasse immer auf die Frage von neuen Klienten unsere Klienten sprechen, d. h., ich vermittle Referenzgeber. Was sie immer wieder hervorheben, ist, dass wir uns sehr intensiv und mit hohem Einsatz dem jeweiligen Suchmandat widmen. Es ist immer der Partner bzw. die Partnerin selbst, die sich persönlich in den kompletten Prozess einbringt und sowohl für Kandidaten und Kandidatinnen als auch den Klienten zur Verfügung steht. Als Schlagwort hat ein Klient mir mal gesagt, dass ich auf die Frage nach dem, was uns auszeichnet, differenziert antworten soll: „We care.“ Das beinhaltet auch, dass wir in schwierigen Situationen, denn nicht immer läuft alles nach Plan, Lösungen finden und bis zur erfolgreichen Besetzung eng mit allen Seiten in Kontakt bleiben. Darüber hinaus ist es uns auch ein Anliegen, das sogenannte Onboarding zu begleiten, d. h., wir stehen auch in den ersten Monaten und darüber hinaus für beide Seiten zur Verfügung, um etwaige Konflikte zu lösen und Hürden zu überwinden, also Einstiegsunterstützung zu gewährleisten.

DIE WIRTSCHAFT: Ohne jetzt zu tief in Ihr Knowhow einzudringen, wie muss man sich das vorstellen: Ein Unternehmen X sucht einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin mit näher bezifferten Fähigkeiten und Eigenschaften. Wie findet man haargenau den Richtigen bzw. die Richtige?

Angela Westdorf: Das Finden von Kandidaten und Kandidatinnen, die nach fachlichen Kriterien passen, ist oft nicht die Herausforderung: Es geht darum, in intensiven Gesprächen herauszufinden, ob die Persönlichkeit zu Kultur und Anforderungen des Klienten passt (s. o.).

Wie machen wir das? Es ist eine Kombination aus Empfehlungen, die wir aufgrund meines Netzwerks aus inzwischen 26 Jahren in der Personalberatung erhalten, und einer strukturierten Suche und intensiven Gesprächen mit Kandidaten und Kandidatinnen. Ergänzend kommen auf Wunsch auch Persönlichkeitstests hinzu, die online absolviert werden und mit sorgfältiger Ausarbeitung ein zusätzliches Instrument darstellen.

Angela Westdorf, Managing Partner bei Signium am Standort Köln

DIE WIRTSCHAFT: Ihr spezielles Arbeitsgebiet ist Lifesciences und Healthcare. Ihr persönliches Steckenpferd, Affinität oder warum haben Sie sich für genau diesen Bereich entschieden?

Angela Westdorf: Wenn man wollte, dann ließe sich ein roter Faden durch mein Leben ziehen, denn mein Vater war bereits in der Pharmaindustrie tätig, ich habe während des Studiums in einer Arztpraxis gejobbt und für die Sendung mit der Maus Sachgeschichten im Gesundheitsbereich recherchiert. Aber es war Zufall: Nach meinem Studium habe ich den Einstieg in die Medienbranche gesucht und unzählige Bewerbungen geschrieben. Obwohl ich bereits eine Stelle hatte, habe ich ein Gespräch wahrgenommen, bei dem es um die kurzfristige Übersetzung eines Software-Handbuchs vom Deutschen ins Englische für ein Softwareunternehmen ging. In dem anschließenden Gespräch hat der Geschäftsführer der Softwarefirma eine zweite Visitenkarte gezückt und gesagt: „Frau Westdorf, ich habe da noch was anderes!“ Er war Geschäftsführer der Personalberatung Ward Howell (später Signium) und hat mir von der Tätigkeit berichtet. Meine erste Reaktion war, dass das Abwerben von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen doch bestimmt illegal sei. Aber nach zwei Stunden ging ich mit einem Angebot in der Tasche aus dem Büro, um dort als „Junior Researcher“ einzusteigen. Das habe ich gemacht und nach den ersten Monaten der Einarbeitung festgestellt, dass wir den besten Job der Welt haben, denn „wir machen Menschen glücklich“! Das ist auch heute noch meine Motivation und der Grund für meine Begeisterung für die Tätigkeit.

Eine Menge Beratungs-Know-how

DIE WIRTSCHAFT: Signium ist darüber hinaus der Ansprechpartner in den Bereichen Consumer, Financial Services, Industrial & Manufacturing, Real Estate etc. In Deutschland haben Sie drei Niederlassungs- oder Beraterbüros. Weltweit 38 Büros in 29 Ländern. Da kommt eine Menge Beratungs-Know-how zusammen. Wie bündeln Sie dies, damit das ganze Unternehmen Signium davon profitiert?

Angela Westdorf: Wir haben weltweit tätige sogenannte Practice Groups gegründet, die sich nach Industriesegmenten aufstellen. In diesen Praxisgruppen tauschen wir uns monatlich über gemeinsame Klienten, Anknüpfungspunkte für aktuelle Suchmandate und zukünftige potenzielle Klienten aus. Darüber hinaus treffen wir uns zweimal im Jahr auf internationaler Ebene, um das Vertrauen aufzubauen, das notwendig ist, um Klienten auch auf internationaler Ebene betreuen zu können. Klienten schätzen es immer, dass wir innerhalb unserer Organisation die gleiche Passion haben und sie mit der gleichen Begeisterung und vergleichbarem Einsatz betreuen. In Deutschland treffen wir uns mit unseren Kollegen und Kolleginnen alle zwei bis drei Monate, um gemeinsam Ansätze und Kooperationen zu diskutieren.

DIE WIRTSCHAFT: Welche Firmenphilosophie vertritt Signium? Ist das eher eine amerikanische oder eine europäische Firmenphilosophie, wenn man weiß, dass der amerikanische Arbeitgeber etwas anders tickt und funktioniert als der deutsche bzw. europäische?

Angela Westdorf: Wir gehören als Unternehmen den darin ansässigen Gesellschaftern, d. h., alle Managing Partner sind Gesellschafter der gesamten Organisation. Wir einigen uns in unseren regelmäßigen Treffen auf gemeinsame Vorgehensweisen auf der Basis eines gemeinsamen Vertragswerks, das für alle verbindlich ist. Insofern gibt es nicht „die“ amerikanische oder „die“ europäische Kultur, sondern unsere Firmenphilosophie ist sehr unternehmerisch und davon geprägt, dass wir für unsere Klienten als langjährige Berater tätig sind, die im gemeinsamen Interesse stets die besten Lösungen finden wollen.

DIE WIRTSCHAFT: Die Erfolgsquote muss ja besonders hoch sein, wenn Ihre Marktposition das widerspiegelt. Wie definieren Sie „Erfolgsquote“?

Angela Westdorf: Erfolg bedeutet für mich zufriedene Klienten und Kandidaten und Kandidatinnen, was sich in langjähriger Zusammenarbeit widerspiegelt. Wenn ein Klient zufrieden ist, dann beauftragt er uns erneut. So lernen wir über die Zeit hinweg das Unternehmen immer besser kennen und es entsteht ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis zu dem Klienten. Das Gleiche gilt für Kandidaten und Kandidatinnen: Wenn ein Kandidat oder eine Kandidatin sich im Prozess sehr gut betreut und beraten gefühlt hat, dann wird er oder sie in Zukunft möglicherweise auch als Auftraggeber bzw. -geberin fungieren und uns in jedem Fall auch weiterempfehlen.

DIE WIRTSCHAFT: Wo sehen Sie sich bzw. Signium in zehn Jahren?

Angela Westdorf: Aufgrund des über die vergangenen Jahrzehnte stetig gewachsenen Netzwerks und der sehr auf gegenseitigem Vertrauen basierenden guten Zusammenarbeit mit unseren Klienten sehe ich uns nach wie vor als vertrauter Berater unserer Klienten und Kandidaten und Kandidatinnen, gerade wenn es um die Besetzung von Führungspositionen auf Topebene geht.

KI keine Bedrohung für Signium

DIE WIRTSCHAFT: Wie wird sich voraussichtlich der Markt für Ihr Dienstleistungsspektrum entwickeln? Spielt die KI für Sie nicht eines Tages in Ihre Kompetenzen hinein, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne?

Angela Westdorf: KI kann eine sehr gute Unterstützung in den Anfangsschritten unseres Prozesses sein und nutzen wir teilweise bereits. Sobald es jedoch um die persönliche Evaluation von Menschen, ihren Ambitionen und ihrer Passung zu den Bedürfnissen und Herausforderungen von Klienten geht, wird es immer auf die Erfahrung, das Fingerspitzengefühl, Menschenkenntnis und intensive persönliche Gespräche ankommen. KI sehe ich insofern nicht als Bedrohung, sondern als hilfreiche Ergänzung.

Angela Westdorfs spezielles Arbeitsgebiet ist Life Sciences und Healthcare

DIE WIRTSCHAFT: Was sind derzeit die größten Herausforderungen bei der Besetzung?

Angela Westdorf: Der Trend war schon vor Corona erkennbar, hat sich aber seitdem manifestiert und ist etwas, mit dem Unternehmen leben müssen: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wollen nicht mehr fünf Tage die Woche im Büro sein, sondern flexibel mit einem signifikanten Anteil an Homeoffice arbeiten. Das bedeutet eine Änderung von Arbeitsweisen, ganz besonders der Kommunikationskultur im Unternehmen. Es bedeutet auch, dass während der Anwesenheit vor Ort sehr viel mehr Raum der Kommunikation und dem gemeinsamen Miteinander eingeräumt werden muss. Da befinden sich sowohl Unternehmen, d. h. Vorgesetzte wie auch Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen, noch auf dem Weg bzw. sind in der Findung.

DIE WIRTSCHAFT: Wie sehr sind die Themen Frauenquote bzw. Diversität in Ihren Suchmandaten präsent?

Angela Westdorf: Wir haben regelmäßig die Anforderung, mindestens eine weibliche Führungskraft in die engere Auswahl zu nehmen, immer mal wieder wollen unsere Klienten aber auch ausschließlich weibliche Kandidaten für die Rolle vorgestellt bekommen. Ich weise immer wieder daraufhin, dass Diversität aus mehr als einer oder mehreren Frauen im Führungsgremium besteht. Es sollte darauf geachtet werden, dass ein Führungsteam sich aus unterschiedlichen Persönlichkeiten, Nationalitäten, Altersgruppen und Hintergründen zusammensetzt. Hier gibt es noch einiges zu tun!

(Eugen Weis)

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 05 / 2024

Bildquellen

  • Angela Westdorf, Managing Partner bei Signium am Standort Köln: Alex Weis
  • Angela Westdorf Signium: Alex Weis
  • Angela Westdorf: Alex Weis
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