Ohne schlechtes Gewissen Schlemmen. Was für Verbraucher wie ein Traum klingt, ist für das Kölner Unternehmen Pfeifer und Langen ein neuer Geschäftszweig und liegt voll im Trend der Lebensmittel-Branche. Zudem ist die Entwicklung des Unternehmens vielleicht auch ein Weg zur Umgehung der politisch einmal angedachten Steuer. In jedem Fall aber eine langfristige Sicherung des Unternehmens. Denn Savanna Ingredients in Elsdorf, eine Tochter des Kölner Fabrikanten Pfeifer und Langen, bringt mit Allulose einen Zucker ohen Kalorien auf den Markt.
Ob die Steuer auf zuckerhaltige Produkte sich durchsetzen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch fraglich, aber wenn, droht dem Süssungsmittel mit dem etwas merkwürdig klingenden Namen keine solche Abgabe, denn er soll tatsächlich ohne Kalorien daherkommen. Es klingt immer noch wie ein Traum. Als die Nachricht aus dem Kölner Hause Pfeifer und Langen, eine kalorienfreie Variante auf den Markt zu bringen, vor knapp einem Jahr die Öffentlichkeit erreichte, freuten sich die Verbraucher. In Japan ist er seit 2010 zugelassen und auch in den USA gibt es ihn bereits. Für Deutschland ist ein solches Produkt absolutes Neuland.
Wie Unternehmenssprecher Andreas Müller-Traugott gegenüber DIE WIRTSCHAFT KÖLN sagt, sind die Tests und Studien, die für die Zulassung der Allulose als Lebensmittel in Deutschland und Europa nötig sind, weitgehend abgeschlossen. „Damit stehen wir kurz davor, die Zulassung bei den europäischen Behörden anzugehen. Gleichzeitig arbeiten wir kontinuierlich daran, die Anwendung sowohl in kristalliner wie auch in flüssiger Form mit ausgewählten Partnern aus verschiedenen Lebensmittelbereichen weiterzuentwickeln.“
Müller-Traugott gibt zwei Beispiele: „Im Getränkebereich erzielen wir mit Limonaden erstklassige geschmackliche Ergebnisse, nicht zuletzt auch deswegen, weil die Neuentwicklung etwas weniger süß ist und etwa Limonaden einen als angenehm empfundenen Süßegrad gibt“, so Müller-Traugott.
Dazu muss man wissen, dass Allulose ein echter Zucker ist, klassischerweise aus Rüben gewonnen. Er verhält sich beim Kochen und Backen wie das ganz normale gewohnte Süssungsmittel. In einem speziellen Verfahren wird der natürliche Bestandteil der Rüben verändert, indem seine Molekülstruktur weiterentwickelt wird. Wie Savanna-Geschäftsführer Timo Koch erklärt, verkapseln sie die Kalorie gewissermaßen, indem sie sie quasi verschlüsseln. „Unser Körper erkennt beim Stoffwechsel die Allulose nicht mehr als Energielieferant. Sie dockt im Körper nicht mehr an, sondern der Körper sie gewissermaßen aus“, erklärt Koch.
Entdeckt wurde das Süssungsmittel von Ken Izumori von der japanischen Kagawa-Universität und Präsident der Internationalen Gesellschaft von seltenen Zuckern (ISRS). Es wird als ein weißes geruchloses Pulver hergestellt und ist leicht löslich in Wasser. Der Gehalt geht gen null mit 0,2 Kalorien pro Gramm. Seine Süßkraft entspricht zu 70 Prozent dem der normalen Variante – und schmeckt auch so. So zumindest teilt es das Unternehmen mit. Eine Probandin mit lebensmitteltechnischer Expertise habe nach einer Kostprobe geurteilt, dass es schmecke wie selbst gemacht.
Etwa zwei Jahre kann es noch dauern, bis Allulose in den Regalen der Supermärkte erhältlich ist. Der Zulassungsprozess ist ähnlich dem von Medikamenten ein langer Weg. Für die Entwicklung fördert das Bundesernährungsministerium im Rahmen ihrer nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie das Forschungsvorhaben zur Entwicklung kalorienarmer Zucker aus der Rübe. Die Förderung geht auf einen Beschluss des Deutschen Bundestages zurück. 1,6 Millionen Euro stehen aus dem Innovationsprogramm dafür zur Verfügung.
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