Auch schon in seiner aktiven Zeit als Fußballer war Lutz Wingerath Kapitän seiner Mannschaft und fühlte sich in der Vierer-Abwehrkette zu Hause. Zu Hause fühlt er sich seit 2004 auch bei der Kölner Sportstätten GmbH. Als „Kapitän“ darf er nun die Geschicke der Gesellschaft leiten. Die Wirtschaft Köln sprach mit dem Geschäftsführer der Kölner Sportstätten.
Herr Wingerath, am 25. April 1979 waren Sie sieben Jahre alt. Damals schied der 1. FC Köln schied im Europapokal der Landesmeister im Halbfinale gegen Nottingham Forrest aus. Es war quasi der letzte Auftritt der Geißböcke in der Champions League. Es folgten noch Spiele im Uefa-Cup, dann die Fahrstuhlzeit. Und jetzt scheint Ihr Hauptmieter auf dem richtigen Weg. Wie sehen Sie den 1. FC Köln momentan?
Lutz Wingerath: Ich sehe die Entwicklung beim 1. FC Köln, soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann, sehr positiv. Ich kann natürlich nicht sagen, wie die tägliche Arbeit im Club abläuft, aber die Heimspiele, von denen ich keines verpasse, sprechen für sich. Die Handschrift von Peter Stöger ist deutlich zu erkennen und es herrscht vor allem Ruhe im Verein. Die aktuellen Entscheider beim FC haben den Club Schritt für Schritt weiterentwickelt und in der 1. Liga etabliert. Das macht alles einen sehr guten Eindruck und das freut mich natürlich sehr.
Fast jedes Heimspiel volle Hütte, langfristig haben die Geißböcke Europa im Visier, da bleiben die Rufe nach einem Stadionausbau nicht aus. Wenn ein solcher Ausbau beschlossene Sache wäre, wie lange würde für die Erweiterung gebraucht?
Lutz Wingerath: Das ist eine Frage, die viele Eventualitäten beinhaltet, denn bevor es überhaupt zu einer finalen Entscheidung für eine Erweiterung kommen kann, sind unglaublich viele Dinge unter einen Hut zu bringen, und dann muss das alles ja auch noch finanzierbar sein. Und auch wenn wir einfach mal davon ausgehen, dass alle diese Hürden genommen wären, dann ist es sehr schwer zu sagen, wie lange eine Erweiterung dauern würde. Denn das hängt ja extrem von der Art der Erweiterung ab. Da würde es sicher bei verschiedenen Planern ganz verschiedene Ansätze geben, die dann eben auch im zeitlichen Aufwand völlig unterschiedlich wären. Eine Aussage zum jetzigen Zeitpunkt wäre daher nicht seriös. Stadionausbau heißt, unzählige Interessen unter einen Hut zu bringen
Dabei geht es ja auch um die gesamte Infrastruktur rund um´s Stadion. Anfahrt, Parkplätze, die Anwohner sind sicherlich „not amused“, kurzum, es mischen einige verschiedene Fraktionen mit. Wie bekommt man die alle unter einen Hut?
Lutz Wingerath: In der Tat gilt es, unzählige Interessen unter einen Hut zu bringen. Das würde sicher nur mit einem perfekt ausgearbeiteten Konzeptvorschlag gelingen, der diese vielschichtigen und berechtigten Interessen berücksichtigt. Wenn man in der Vorarbeit sehr akribisch arbeitet, kann es gelingen, viele Bürger der Stadt Köln von solch einem Projekt zu begeistern. Aber es ist auch klar, dass es immer Menschen geben wird, die eine solche Idee nicht gut finden. Auch deren Bedenken muss man ernst nehmen.
Im Südstadion spielt regelmäßig die Fortuna, auf der anderen Rheinseite mietet Viktoria Köln den Höhenberger Sportpark. Außerdem betreuen Sie die öffentliche Golfanlage in Roggendorf sowie das Reit- und Baseballstadion. Und zu guter Letzt die Radrennbahn, die in unserer Wahrnehmung eher ein Mauerblümchendasein führt.
Lutz Wingerath: Diese Wahrnehmung täuscht. Auch die Radrennbahn wird fast täglich genutzt, wenn auch vielleicht nicht so öffentlichkeitswirksam wie andere Sportstätten. Fast täglich trainieren hier zahlreiche Radsportler und es findet auch eine Reihe von Wettkämpfen statt.
Sollte Bahnrad-Fahren ins Rampenlicht drängen sind wir startklar
Wie könnte man das Rad-Oval noch nutzen und populärer machen?
Lutz Wingerath: Wir als Sportstätten GmbH tun alles in unserer Macht stehende, um das Radstadion so attraktiv wie möglich zu gestalten. Aber entscheidend ist auch hier, wie populär die Sportart an sich ist. Es gibt ja in Köln eine große Bahnrad-Tradition, ich erinnere an die berühmten Sechs-Tage-Rennen. Aber obwohl ich das persönlich extrem spannend finde, ist Bahnrad-Fahren, abgesehen von Olympia, leider in den letzten Jahren sehr in den Hintergrund gerückt. Sollte sich das wieder ändern, worüber ich mich freuen würde, sind wir auf jeden Fall jederzeit startklar und werden uns im Rahmen unserer Möglichkeiten einbringen.
Die Umsätze der Sportstätten-GmbH steigen, noch aber schreiben sie rote Zahlen. Wo müssen Sie ansetzen, um sich der schwarzen Null anzunähern?
Lutz Wingerath: Wir arbeiten mit unserem tollen Team täglich daran, das Ergebnis der Kölner Sportstätten GmbH zu verbessern. Dabei ist der Umsatz die eine Seite, wir wollen aber darüber hinaus auch den Aufwand in den Bereichen, die wir direkt beeinflussen können, reduzieren. Bei allen Überlegungen und Anstrengungen darf man allerdings nicht vergessen. dass unsere Stadien Versammlungsstätten sind, die natürlich nach recht strengen gesetzlichen Vorgaben betrieben werden müssen. Unser Spielraum ist also oft gering. Großartige Umsatzsteigerungen sind Standortbedingt und aufgrund der vorgegebenen Rahmenbedingungen kaum möglich.
Trotzdem gehen wir sehr kreativ an die Herausforderungen heran und haben es zum Beispiel im RheinEnergieSTADION geschafft, dass dieses inzwischen sehr regelmäßig auch von Global Playern als Tagungsstätte genutzt wird. Firmen schätzen die Mischung aus perfektem Tagungsservice und dem gewissen Etwas durch den einmaligen Blick ins Stadion. Hier konnten wir in den letzten sechs Monaten gute Erfolge erzielen und hier möchten wir weiter ansetzen. Wir wissen aber auch, dass etwaige Umsatzsteigerungen in den kommenden Jahren nicht viel am Ergebnis ändern werden. Die Stadien werden allesamt älter und bereits jetzt ist ab sehbar, dass die Instandhaltungsaufwendungen in den kommenden Jahren steigen werden.
Immer häufiger nutzen Global Player das Stadion als Tagungsstätte
Welches andere Stadion in Deutschland finden Sie besonders gelungen? Und warum?
Lutz Wingerath: Gelungen ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, aber das Stadion in Dortmund finde ich mit seiner außergewöhnlichen Stehplatztribüne sehr beeindruckend. Aber, und das sage ich nicht nur, weil es unser Stadion ist: Das RheinEnergieSTADION ist das schönste Stadion in Deutschland! London hat tolle neue Stadien, allen voran das beeindruckende Wembley
Das gleiche international?
Lutz Wingerath: Da finde ich, dass ein Blick nach England lohnt, wo vor allem in London tolle Stadien entstanden. Allen voran ist natürlich das neue Wembley-Stadion zu nennen, das finde ich beeindruckend.
Und wenn Sie selbst Samstag, halb vier, in Müngersdorf auflaufen müssten, welches wäre Ihre Position im Team?
Lutz Wingerath: Da wäre ich definitiv eher der Mann, der die Tore verhindert. In der Viererkette zentral oder als rechter Verteidiger würde ich die beste Figur machen.
Auf welchem Platz sehen Sie die Geißböcke am Ende der Saison?
Lutz Wingerath: Ich bin Realist, deswegen überlasse ich das Träumen mal den anderen. Ich glaube, dass der FC auf Platz acht landet und das wäre ein Schritt in die richtige Richtung.