Die Wohnungsbau Initiative Köln (WIK) ist ein Zusammenschluss von 36 Bauträgern, Projektentwicklern und bauträgernahen Dienstleistern. Alle Unternehmen, die sich in der WIK engagieren, tragen maßgeblich zum Wohnungsbau in der Domstadt bei. Das Ziel der WIK: die Schaffung von mehr Wohnraum. Jens Bruckner, Vorsitzender der WIK, steht DER WIRTSCHAFT KÖLN dazu Rede und Antwort.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Herr Bruckner, was steckt hinter der Idee der WIK?
Jens Bruckner: Ähnlich wie in vielen anderen Städten in Deutschland, stehen auch wir in Köln vor der großen Herausforderung, allen hier lebenden Menschen ein Dach über dem Kopf bieten zu wollen – und das zu fairen Konditionen. Gerade wirtschaftliche Krisenzeiten, wie wir sie derzeit erleben, drängen viele Menschen in unserem Land an ihre Existenzgrenze. Köln darf es sich hinsichtlich des Grundbedürfnisses Wohnen nicht erlauben, hier nur die geringsten Abstriche zu machen. Aus diesem Grund haben wir uns als Vertreter der privaten Immobilienwirtschaft das Ziel gesetzt, den Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung als Dialogpartner zur Verfügung zu stehen, um der Herausforderung Wohnraummangel bestmöglich zu begegnen.
Marktsituation bei Beschaffung von Wohnraum dramatisch verschärft
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Hat es die Stadt Köln in den letzten Jahren versäumt, das Thema „Wohnraumschaffung““weiter voranzutreiben?
Jens Bruckner: Es wurden in den letzten Jahren verschiedene Initiativen und Programme aufgelegt, um günstigen Wohnraum zu schaffen, beispielsweise die Konzeptvergabe und das kooperative Baulandmodell. Daher ist „versäumt“ vielleicht ein wenig harsch ausgedrückt, „unterschätzt“ trifft es meines Erachtens besser. Fakt ist: Die ohnehin schon schwierigen Baubedingungen für Projektentwickler mit hohen Baukosten und einem vorherrschenden Fachkräftemangel wurden durch „hausgemachte“ Vorgaben zusätzlich erschwert. Eine überbordende Regulatorik, eine unzureichende digitale Infrastruktur, lange Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie zu wenig Baulandausweisung waren bereits vor der Krise ein Hemmschuh. Allein die dauerhaft hohe Nachfrage und das niedrige Zinsniveau konnten dies bis dato abfedern. Mit stark gestiegenen Bauzinsen, einer hohen Inflationsrate und dem Anstieg von Energiekosten hat sich die Marktsituation nun aber dramatisch verschärft. Als Wohnungsbau Initiative Köln plädieren wir daher für mehr Pragmatismus, um den Herausforderungen von fehlendem Wohnraum zu begegnen. Wir sind davon überzeugt, dass ein offener und ehrlicher Austausch zwischen Immobilienexperten und politischen Entscheidungsträgern ein wichtiger Teil der Lösung ist.
Zeitgemäße Entwicklung mit Regionalplan nicht möglich
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Wie stellt sich der WIK denn Pragmatismus an dieser Stelle vor?
Jens Bruckner: Konkret fordern wir zum Beispiel, den Regionalplan an die vom Land NRW festgestellten Flächenbedarfe zu 100 Prozent anzupassen. Eine zeitgemäße Entwicklung und Modernisierung der Stadt ist mit dem derzeitigen Regionalplanentwurf nicht realisierbar. Diesen Appell haben wir bereits im September 2022 zusammen mit dem Kölner Haus- und Grundbesitzerverein und dem BFW NRW verfasst. Fast schon mantraartig wiederholen wir unsere Forderung nach einer Beschleunigung der Genehmigungsverfahren. Und grundsätzlich ist jetzt auf jede Form der Einschränkung des Wohnungsneubaus durch weitere Vorgaben und Beschlüsse zu verzichten.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Meinen Sie damit auch den Beschluss zum „Masterplan Stadtgrün“, den Sie zusammen mit dem BFW NRW angeprangert haben?
Jens Bruckner: Ja, genau. Der Plan soll einseitig die Position der Grünflächen in der Stadtentwicklung stärken, indem ihnen bestimmte Funktionen wie Erholung, Stadtnatur oder Umwelt/Klima zugewiesen werden. Mit diesem Rahmen gehen auch Änderungen bestehender Bebauungspläne einher, die wohnwirtschaftliche Entwicklungen im Keim ersticken. Ebenso kritisieren wir die intrasparente Erarbeitung des Plans, der nichts anderes vorsieht, als potenzielle Wohnflächen per Federstrich unzugänglich zu machen. Dass der Beschluss nun in den März verschoben wurde, spricht für die mangelhafte Erstausarbeitung des Plans.
Mehr Infos dazu gibt es unter www.wik.koeln
(Monika Eiden)